Wie man Deutscher
wird in 50 einfachen Schritten
Adam Fletcher
ISBN 9783406653643
Adam Fletcher ist Brite, den es nach dem Studium überraschend
nach Leipzig verschlagen hat. Seine teils überraschenden Erfahrungen mit den
deutschen Eigenarten hat er nun in einem kurzen humorvollen Ratgeber zusammengefasst: 50
Schritte, wie man als Ausländer zum Ehren-Deutschen wird.
Ein ideales Buch für mich: seit ich vor vier Jahren aus der
Schweiz nach Berlin gezogen bin, habe ich einen eigenartigen Status. Ich bin
definitiv nicht Deutsche, ja nicht einmal EU-Bürgerin, aber so richtig
ausländisch bin ich offenbar auch nicht. Nach Fletchers 50-Punkte-Plan weiß ich
jetzt auch, warum das so ist: als Schweizerin ist man quasi von Natur aus
halb-deutsch, denn auch als Zugezogene habe ich mich doch bei diversen Punkten
wiedererkannt. Ja, ich spreche deutsch (wenn auch mit „niedlichem“ Akzent),
esse gerne ordentliches Brot, bin ausreichend versichert, kann Kartoffeln auf
mehr als drei Arten zubereiten und schaue an Silvester auch gerne „Dinner for One“. Allerdings mag ich weder Bionade noch Spezi (hey, wir haben schließlich
Rivella!), habe noch nie Tatort geschaut und kämpfe nach vier Jahren immer noch
gelegentlich mit den Feinheiten der Mülltrennung...
Seit unserem Umzug haben sich diverse derartige Bücher in
unser Regal geschlichen: „How to be a Kraut“, „Ich werde ein Berliner“ etc.,
aber dieses ist mit Abstand das beste. Zwar werden auch hier manchmal Klischees
bedient, aber immer mit einem Augenzwinkern, zudem zeigt Fletcher liebevoll und
auch mal selbstironisch viele weitere deutsche Eigenarten abseits der gängigen
Stereotypen auf. Ebenfalls ein Qualitätsmerkmal: die Abschnitte sind kurz und
pointiert formuliert. Zwar hat man die knapp 70 Seiten rasch durch, dafür
vermeidet es Fletcher, die einzelnen Punkte allzusehr auszureizen, und oft
musste ich schon beim Lesen der Überschriften lachen.
Ein einziges Manko gibt es: die deutsche Übersetzung. Das
Büchlein ist zweisprachig als Wendebuch konzipiert. Allerdings hat der
Übersetzer viel zu oft den englischen Sprachwitz entweder nicht begriffen oder
ist bei der Umsetzung gescheitert. Vielleicht liegt das an der nüchternen
Sprache (Punkt 18) oder daran, dass der Übersetzer wie viele Deutsche ein
gespanntes Verhältnis zu Ironie hat (Punkt 41)? Wie auch immer, wer halbwegs
fließend englisch lesen kann, sollte von der Übersetzung die Finger lassen,
weil diese nur halb so lustig ist. Da man dazu das Buch allerdings nur
umzudrehen braucht, vergebe ich trotzdem volle fünf Sterne!
Herzlichen Dank an Blogg dein Buch und C.H. Beck
für das Rezensionsexemplar!
Beim Verlag hier bestellbar.
wow! Sehr sehr interessant!
AntwortenLöschenIch hoffe, dass das Buch auch in Japan erhältlich ist!
Hm, ich bin zwar in Deutschland geboren, aber zum Ehren-Deutschen reicht es bei mir wohl auch nicht, ich trinke nämlich auch weder Bionade noch Spezi :D :D
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Themis ^.^v
Sprudelwasser oder Apfelschorle (Punkt 9) reichen auch schon ;-)
LöschenIch lebe seit mittlerweile... hm... *grübel* ca. 17 Jahren in diesem Land und stelle fest: Die Deutschen sind im Osten anders als im Südwesten.
AntwortenLöschenWo ich jetzt lebe, ist es flockiger, bunter und multikultureller, während über meinen alten Wohnort man vermutlich 90% der Klischees drüberstülpen könnte :).
Übrigens können auch Ukrainer Kartoffeln auf mehr als drei Arten zubereiten und wenn ich mal nur schnell was kochen will, ohne Aufwand, dann greife ich gerne zu Kartoffeln. Einfachste Methode:
- waschen
- halbieren
- salzen
- für 15 Minuten in die Mikro
- essen
Das Buch werde ich mir beim nächsten Besuch in der Buchhandlung mal genauer ansehen. Das Pendant dazu ist übrigens "Watching the English". Da Dir der englischen Sprachwitz und die Ironie zu gefallen scheint, wäre das bestimmt etwas für Dich.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Klingt gut, muss ich mir offenbar genauer anschauen. Danke für den Tipp!
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