Der Boykott-Aufruf hat offenbar funktioniert: nachdem
im Sommer bekannt geworden war, dass der Weltbild-Konzern, der der katholischen Kirche Deutschland gehört, schwule Autoren diskriminiert und entsprechende Bücher aus dem Sortiment genommen hat, gleichzeitig aber prominent mit Erotik-Bestsellern wie "50 Shades of Grey" wirbt, hat Weltbild offenbar stetig Kunden verloren. Nun mögen die Eigentümer offenbar nicht länger Geld in ein defizitäres Unternehmen stecken und haben gestern Insolvenz angemeldet (
klick). Aus den Umbauplänen, die den Konzern wieder wettbewerbsfähig machen sollten, wird also wohl nichts. Allerdings dürften dabei nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern auch kircheninterne Rivalitäten eine Rolle gespielt haben (
klick). Dass dadurch wohl tausende Arbeitsplätze verloren gehen, stört die Kirchenleute dabei offenbar nicht. Entsprechend empört äußert sich
Ver.di-Vertreter Thomas Gürlebeck: „Jahrelang fette Gewinne abschöpfen und sich so die Prunkbauten
mitfinanzieren lassen und dann, wenn die Belegschaft Hilfe braucht,
zugesagte Gelder wieder streichen. Widerlicher geht es eigentlich nicht."
Mir tun die betroffenen Mitarbeiter Leid, die nun wegen der Doppelmoral der Konzern-Eigentümer ihren Job verlieren. Allerdings bin ich insgesamt froh, dass es so gekommen ist. Der Buchhandel ist ein wirtschaftlich schwieriges Pflaster. Die Menschen kaufen nicht mehr Bücher, sie kaufen sie in Zukunft aber eher bei Läden und Unternehmen, deren moralischer Anspruch und tatsächliches Verhalten nicht derart offenkundig auseinanderklaffen.