Kate Morton
ISBN 9783453356566
Ein Brief, der ein halbes Jahrhundert verschollen war,
bringt Ediths Mutter Meredith völlig aus der Fassung. Der Absender ist Juniper
Blythe, eine der drei Blythe-Schwestern von Schloss Milderhurst, wo Meredith
während des zweiten Weltkrieges nach der Evakuierung aus London eine Zeitlang
gelebt hat. Edith ist entschlossen, das Rätsel dieses Briefes zu lösen, und besucht
Milderhurst. Dort erfährt sie, dass die drei Schwestern, immer noch allein im
Schloss leben. Percy und Saffy, die beiden Älteren, sind immer noch rüstig,
während Juniper in geistiger Umnachtung vor sich hindämmert, seit sie im Krieg
von ihrem Verlobten verlassen wurde. Edith ahnt, dass der Brief an ihre Mutter
irgendwie mit den tragischen Ereignissen von damals zusammenhängen muss, und
beginnt nachzuforschen...
Nach meiner Begeisterung über Das geheime Spiel und der
Enttäuschung über Der verborgene Garten ist das dritte Buch von Kate Morton nun
gutes Mittelmaß. Die zwei Haupterzählstränge sind schön miteinander verwoben,
Gegenwart und Vergangenheit wechseln stetig ab, so dass sich die beiden Ebenen
gut ergänzen. Gerade die Abschnitte aus dem Krieg haben allerdings deutliche
Längen. Da werden viele eher belanglose Alltagssituationen und Unterhaltungen
geschildert, ohne dass dabei die Schwestern wirklich an Profil gewinnen.
Irgendwie blieben sie mir durch das ganze Buch hindurch seltsam fremd, so als
würde man eine verblasste Fotografie betrachten. Und nach all den Längen kommt
das Ende dann etwas sehr abrupt, da werden viele Fragen in wenigen Sätzen kurz
abgehandelt. Es hätte dem Buch gut getan, den Mittelteil zu straffen, damit
fürs Ende dann noch etwas mehr Raum gewesen wäre, um all die einzelnen
Erzählstränge zusammenzuführen. Zudem hat es sich Kate Morton mit Junipers Wahnsinn,
den sie als Erbkrankheit bezeichnet, etwas gar einfach gemacht. Klar, so lässt
sich ein Geheimnis stückweise enthüllen, weil die Verwirrte passend zum
Spannungsbogen immer wieder mal einen neuen Hinweis geben kann, ohne dass der
Plot überstrapaziert wird. Allerdings wirkt es nicht besonders glaubhaft, wenn
so verschiedene Phänomene wie Depressionen,
durch einen Schock ausgelöste Gedächtnislücken und andauernde geistige
Umnachtung einfach mit einer grundsätzlichen „familiären Neigung“ erklärt
werden.
Fazit: Wer Familiendramen und alte englische Herrenhäuser
mag, dem bieten „Die fernen Stunden“ trotz einiger Längen gute Unterhaltung.
Auch Kate-Morton-Leserin? Im Verhältnis finde auch, dass dieser Band etwas abfällt, dennoch macht es mir immer wieder Spaß, diese Bücher zu lesen, auch dieses hier. Vor allen Dingen wenn man das mit anderen Büchern dieses Genres vergleicht, welche auf eine Ebene mit Kate Morton gestellt werden, diese für mich aber nicht erreichen.
AntwortenLöschenAlles Liebe, Chimiko
Das stimmt, vieles, was mit Kate Mortons Büchern verglichen wird, kommt nicht an sie heran. Ich bin jetzt gespannt, wie das neuste ist. Da sind die Rezensionen ja insgesamt wohlwollender als bei diesem hier (wobei ich auch dieses nicht schlecht fand, nur eben nicht gleich gut wie "das geheime Spiel").
LöschenOh ja, ich bin auch sehr darauf gespannt! Gelesen habe ich es nämlich noch nicht und so bleibt es auch bis zum Taschenbuch... Aber ich freu mich auf alle Fälle schon drauf.
LöschenSchlecht war es nicht, nur nicht ganz so gut wie die Vorgänger :)
Hallöchen
AntwortenLöschenBin gerade über deinen Blog gestolpert. Gestern nacht habe ich "Die verlorenen Spuren" von Kate Morton fertig gehört (ups, darf ich das hier überhaupt sagen, dass ich Hörbücher bevorzuge?) und fands einfach nur herrlich.
Schöne Grüsse, Tina
Warum nicht? Hörbücher sind auch Bücher, nur eben in akustischer Form. Letztlich ist ja egal, wie die Geschichten erzählt werden, wenn sie gut sind.
LöschenUnd auf "Die verlorenen Spuren" bin ich auch schon gespannt!