Amanda Coplin
ISBN 9783716026847
Im Nordwesten der USA lebt William Talmadge auf seiner
Obstplantage. Seit einige Zeit nach dem Tod der Mutter seine innig geliebte
Schwester auf ungeklärte Weise verschwand, trauert er um seine verlorene
Familie und kümmert sich alleine um die vielen Apfel- und Aprikosenbäume. Eines
Tages tauchen zwei junge, schwangere Mädchen auf, die von seinem Obst stehlen.
Als sie merken, dass er sie zwar gesehen hat, sie aber nicht verjagt, kommen
sie wieder. Nach und nach kann er sich ihnen annähern, langsam ihr Vertrauen
gewinnen. Doch dann tauchen bewaffnete Männer auf, die es auf die Mädchen
abgesehen haben, und das Unglück nimmt seinen Lauf...
In den ganzen Weihnachtsfeiertagen habe ich nur ein einziges
Buch von Anfang bis Ende gelesen. Das liegt einerseits daran, dass Amanda
Coplins Debüt-Roman, in dem sie ein grandioses Bild des ländlichen Amerika Ende
des 19. Jahrhunderts zeichnet, ziemlich umfangreich ist, andererseits aber auch
daran, dass man dieses Buch nicht in ein paar Stunden verschlingen
sollte, da man sonst der speziellen Atmosphäre, die den Roman auszeichnet,
nicht gerecht wird. Zu Beginn sind die fehlenden Anführungs- und Schlusszeichen
etwas irritierend, man gewöhnt sich aber rasch daran, zudem wird im Roman
sowieso nicht sehr viel gesprochen. Zur Wortkargheit der Figuren passt die poetische
und doch nüchterne Sprache von Amanda Coplin ausgezeichnet. In verhältnismäßig knappen
Sätzen entwirft sie kraftvolle Bilder, erzählt in kurzen Abschnitten mehr als
andere Autoren in einem ganzen Kapitel und schafft es doch, die Geschichte sich
in ihrem eigenen ruhigen Tempo entwickeln zu lassen. Durch die oft wechselnde
Perspektive entstehen sehr emotionale Portraits ohne romantische Verklärung oder
gar Kitsch, die Lebensgeschichten von Menschen, die unterschiedlicher nicht
sein könnten, oft vergeblich um ihre Freiheit kämpfen und doch durch
Verantwortung, Liebe, Trauer und Schuld untrennbar verbunden sind.
Fazit: keine leichte Kost, aber wer sich auf die Geschichte
einlässt, wird mit außergewöhnlichen Bildern in einer eigenwilligen, aber sehr
eindrücklichen Sprache belohnt.
Danke für die schöne Rezension, hat mir gut gefallen. Lg Petra
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