Robert van Gulik
ISBN 9783257218671

Chinesisches Reich im 7. Jahrhundert n. Chr.: Der
Bezirksrichter Di ist eigentlich im Urlaub, doch bald werden er und sein
Gehilfe Tschiau-Tai in mehrere knifflige Fälle verwickelt. Sein dortiger
Kollege braucht seine Unterstützung in einem kniffligen Mordfall an einer
jungen Frau, in dem ein reichverzierter Wandschirm aus rotem Lack eine nicht
unwesentliche Rolle spielt. Der Selbstmord eines reichen Händlers gibt auch
Rätsel auf, denn die Witwe scheint den Verlust des Ehemannes nicht sonderlich
zu betrauern. Zudem scheint die lokale Unterwelt ein reges Interesse an den
beiden Reisenden zu entwickeln. Aber der scharfe Verstand von Richter Di
schläft auch im Urlaub nicht...
Hercule Poirot im Alten China: mit der (historisch
belegten) Figur von Richter Di ist Robert van Gulik eine faszinierende Symbiose
von altchinesischen Erzählungen und westlichen Kriminalromanen gelungen. Als
Krimi zeichnet sich das Buch nicht durch großartige Action oder Spannung aus,
dafür löst Richter Di seine Fälle mit scharfer Beobachtungsgabe und wachem Verstand,
so dass auch für den Leser erst eher verwirrende Details zuletzt Sinn machen. Die
Schilderungen vom Leben im Alten China sind liebevoll und gut geschrieben und
verraten, dass sich der Autor, der lange Jahre als Diplomat in China gearbeitet
hat, sich mit dem Stoff bestens auskennt. Manche Dinge mögen für den modernen
Leser zwar etwas befremdlich wirken, aber gerade die exotischen Details machen
nicht unwesentlich den Reiz des Buches aus.
„Der Wandschirm“ ist nicht Richter Dis erster Fall, aber man
kann damit problemlos in die Reihe einsteigen, ohne die vorherigen Bücher zu
kennen. Und obwohl van Gulik seine Krimis bereits in den 1950er und 60er Jahren
geschrieben hat, wirken sie heute immer noch frisch und unterhaltsam.
Fazit: Wer Agatha Christies Krimis mag und keine
Berührungsängste mit einer doch ziemlich fremden Kultur hat, sollte Richter Di
unbedingt mal beim Ermitteln begleiten.
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