Ursula Sarrazin
ISBN 978-3424350760
In „Hexenjagd“ berichtet Ursula Sarrazin, die Frau von
Ex-Senator Thilo Sarrazin, von ihren Erlebnissen der letzten Jahre als
Grundschullehrerin in Berlin. Als engagierte Lehrerin, die sich nicht scheut,
Klartext zu sprechen, stemmt sie sich gegen das seit Jahren sinkende
Leistungsniveau. Dabei gerät sie zwangsläufig immer wieder mit Eltern
aneinander, die ihr „hochbegabtes“ Kind mit entsprechenden Noten bedacht sehen
wollen, ungeachtet der tatsächlichen Leistung des Kindes. Bei diesen Konflikten kann sie
immer weniger auf die Hilfe der harmoniebedachten Schulleitung zählen, der die
Lehrerin längst zu anstrengend und unbequem geworden ist. Mit Schikanen wird
versucht, sie ruhigzustellen. Da Ursula Sarrazin nicht klein beigibt, beginnt
eine systematische Mobbing-Kampagne, wobei aus kleinlichen Vorfällen ein
Disziplinarverfahren konstruiert wird. Als dann auch noch die öffentliche
Debatte um das stark polemisierende Buch ihres Mannes hochkocht, nehmen auch
die Medien Ursula Sarrazin immer stärker ins Visier...
Als Ehefrau eines polemisierenden Politikers steht man nun
mal im Rampenlicht und wird mit den umstrittenen Thesen seines Mannes in
Verbindung gebracht, ob man das will oder nicht. Aber egal wie sehr man Thilo
Sarrazin verabscheuen mag, ist das kein Freipass für Mobbing gegen seine Frau.
Wenn auch nur die Hälfte der Schilderungen in diesem Buch stimmt (und ich gehe davon aus, dass sowohl Ursula Sarrazin als
auch der Verlag da vorsichtig waren, schon um sich gegen Verleumdungsklagen
abzusichern), dann hat diese Frau in den vergangenen Jahren eine unglaubliche
Hetzjagd erleben müssen, für die es keine Entschuldigung gibt. Ich bin indirekt
mehrmals mit Mobbing konfrontiert worden und weiß, wie viel Kraft es kostet,
sich ständig gegen solche Schikanen zur Wehr zu setzen, und ich bewundere Frau
Sarrazin dafür, wie ausdauernd sie gegen diese Angriffe gekämpft hat. Insofern
finde ich es verständlich, dass sie nach ihrem vorzeitigen Ausscheiden aus dem
Schuldienst diese hinterhältige Mobbing-Kampagne öffentlich macht, auch wenn sie dabei (logischerweise) nicht immer objektiv bleibt.
Allerdings hat das Buch ein ganz gewaltiges Manko. Mobbing
besteht nun mal aus vielen kleinen Angriffen, die das Opfer zermürben sollen.
Leider zermürben sie aber auch den Leser,
denn Ursula Sarrazin schildert alle diese Vorfälle sehr ausführlich und
teilweise mehrfach. Dazu kommt die eher schlichte, schwerfällige Sprache, die
auch nicht für Lesegenuss sorgt. Deshalb ist „Hexenjagd“ hauptsächlich für
Leute interessant, die sich ein Bild vom Phänomen „Mobbing“ machen wollen oder
die sich im Detail für Missstände im (Berliner) Schulwesen interessieren. Bei
allen anderen dürfte dieses ziemlich langatmige Buch dagegen auf wenig
Begeisterung stoßen.
Danke fürs Vorstellen dieses Buches. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich dieses und ähnliche Bücher lesen will.
AntwortenLöschenAls künftige Lehrerin sollte ich eigentlich informiert sein, aber ich habe Angst, etwas zu lesen, das mich eher vergrault.
Bin darum noch skeptisch. Sollte ich das Buch aber kaufen, werde ich dir schreiben.
Die Gewichtung liegt auch eher auf dem Mobbing als auf den Problemen des Schulsystems, ich denke, dazu gäbe es informativere Bücher.
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