Petra Durst-Benning
ISBN 9783548283999
Die Ehe der Zarentochter Olga mit Kronprinz Karl von
Württemberg ist nicht glücklich. Ihr Mann vernachlässigt sie, verjubelt große
Summen beim Glücksspiel und verbringt die Zeit lieber mit seinem gutaussehenden
Kammerdiener. Die kinderlose Olga fühlt sich auch nach 17 Jahren noch fremd am württembergischen
Königshof. Sie widmet sich intensiv ihren karitativen Projekten, auch um die
vielen einsamen Stunden zu füllen. Als ihr Bruder, Zar Konstantin, sie bittet, sich um seine Tochter Wera zu kümmern, sagt sie deshalb begeistert zu. Aber Wera ist ein schwieriges Kind,
wild und ungezähmt. Olga hat mit der Erziehung ihrer Nichte große
Schwierigkeiten, schafft es schließlich aber trotzdem, aus Wera eine fröhliche, liebenswerte
junge Frau zu machen. Doch auch Weras Ehe verläuft nicht glücklich...
Ich habe damals das Vorgängerbuch
"Die Zarentochter" als Urlaubslektüre gekauft und das Buch hat meinen
Erwartungen (gute Unterhaltung, flüssig geschrieben, aber ohne Tiefgang)
ziemlich genau entsprochen. Leider kann "Die russische Herzogin" da
nicht mehr mithalten. Die Geschichte hat viele, für meinen Geschmack zu viele
Parallelen zum Vorgänger. Zudem wirken die Protagonisten hölzern. Sämtliche Nebenfiguren
erscheinen platt und lieblos. Olga und Wera sind dagegen sehr ausführlich
geschildert, aber die Charakterzeichnung weist zum Teil grauenhafte Brüche auf.
Dass Wera derart zum passiv-schwärmerisch verliebten Backfisch wird, sich im
Charakter ihres Mannes so sehr täuscht und nach seinem Tod in völlige Lethargie
versinkt, ist nicht kompatibel mit der Charakterzeichnung in der ersten Hälfte
des Romans, wo sie als (allzu) lebhafte und durchsetzungsfähige Person
geschildert wird, die andere Menschen eigentlich sehr gut einschätzen kann.
Sehr gestört hat mich auch der moralische Zeigefinger. Ja,
für Angehörige des Hochadels war damals eine glückliche Ehe eine Seltenheit,
aber das ist hinlänglich bekannt. Und ja, es war im 19 Jahrhundert für viele
Frauen, die ihre Familie allein ernähren mussten, nicht einfach, aber das muss
man nicht auf jeder dritten Seite nochmals ausführen. Und den Fokus derart auf
die armen Kinder und Mütter zu setzen, ist zwar romantischer als Weras Einsatz
für Blinde oder verstümmelte Soldaten, wird aber ihrem tatsächlichem sozialen
Engagement nicht gerecht.
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