Martin Walker
ISBN 978-3257068436
Lydia Dean arbeitet als Expertin für vorklassische Kunst in
einem Londoner Auktionshaus, als ihr ein Major Manners einen Stein mit der
Zeichnung eines Stiers darauf zeigt, der angeblich 17'000 Jahre alt sein soll
und den er von seinem Vater geerbt hat. Lydia ahnt sofort, dass dieses
Kunstwerk Probleme schaffen wird, denn entweder die Zeichnung ist echt, dann
wurde sie illegalerweise aus einer französischen Höhle mit steinzeitlichen Wandmalereien
gestohlen, oder sie ist gefälscht, dann ist sie nichts wert. Bevor sie
allerdings die Echtheit überprüfen kann, wird der Stein gestohlen...
Parallel zu dieser Geschichte werden die Erlebnisse von
Captain Jack Manners erzählt, der im 2. Weltkrieg bei der Koordination der
Résistance geholfen hat und dabei im Périgord tätig war. Ein dritter Strang
spielt in der Altsteinzeit vor 17'000 Jahren und schildert die Entstehung der
Wandmalereien.
„Schatten an der Wand“ ist Martin Walkers Frühwerk und ich
hatte große Erwartungen an den Roman. Leider funktioniert die Erzählweise mit
den drei Handlungssträngen überhaupt nicht. Die Verbindungen zwischen den
Ebenen wirken zu konstruiert, zudem ist die Qualität sehr unterschiedlich.
Derjenige, der in der Gegenwart spielt, ist bis auf die hölzern wirkende
Romanze eigentlich gut, mit Krimielementen und gut verpackten
Informationshäppchen. Martin Walkers Stil, wie wir ihn von den Bruno-Fällen
kennen. Die Geschichte aus dem 2. Weltkrieg dagegen dürfte wohl nur Leute mit
Interesse an militärischen Aktionen und der Résistance fesseln. Mir war das
viel zu viel Manöver und zu wenig lebendige Geschichte. Mit Abstand am
schlimmsten fand ich aber den dritten Handlungsstrang, der in der Steinzeit
spielt. Gut, als Archäologin bin ich da natürlich speziell kritisch und ein
gewisser kreativer Freiraum muss man dem Autor schon zugestehen, trotzdem
erwarte ich auch da eine sorgfältige Recherche. Aber Martin Walker entwirft
eine Gesellschaft, die nun gar nichts mit der wissenschaftlichen Forschung zu
tun hat, und dass sein Protagonist dann noch im Alleingang die künstlerische
Entwicklung der Menschheitsgeschichte revolutioniert, macht die Sache nicht
besser. Wie ungleich der Rechercheaufwand verteilt ist, zeigen auch die
„Anmerkungen des Autors“. Dort widmet sich ein halber Satz der Steinzeit und die restlichen fünf Seiten dem 2.
Weltkrieg. Und dieser halbe Satz ist dann auch inhaltlich noch falsch, denn das
Neolithikum beginnt in Europa erst 10'000 Jahre später und hat mit den
Höhlenmalereien des Périgords nicht das Geringste zu tun. Diesen Strang des
Buchs konnte auch die schnulzige Liebesgeschichte nicht retten, da habe ich
irgendwann einfach diagonal gelesen, um möglichst bald durch zu sein.
Insgesamt bleibt der Eindruck, dass sich Martin Walker in
seinem Frühwerk mit einer kunstvollen Erzählstruktur ziemlich übernommen hat.
Es ist also folgerichtig, dass er sich nachher mit der Bruno-Reihe auf das
konzentriert hat, was er am besten kann: eine gute Geschichte aus der Gegenwart
erzählen, kombiniert mit Krimielementen und Lokalkolorit. Dabei soll er bitte
bleiben und von der Vorgeschichte in Zukunft die Finger lassen oder zumindest
anständig recherchieren!
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