Google+ Julias Buchblog: Alexander Neubacher - Ökofimmel

Donnerstag, 15. November 2012

Alexander Neubacher - Ökofimmel

Ökofimmel: Wie wir versuchen, die Welt zu retten – und was wir damit anrichten
Alexander Neubacher
ISBN 9783421045492


Alexander Neubacher und seine Familie sorgen sich um die Umwelt. Sie kaufen Bioprodukte und trennen brav ihren Müll, auch wenn die immer unüberschaubareren Regeln der Mülltrennung schon mal für heiße Diskussionen sorgen. Aber können Energiesparlampen, die hochgiftige Gase verströmen, wenn sie kaputt gehen, und anschließend als Sondermüll entsorgt werden müssen, wirklich gut für die Umwelt sein? Ist die Energiebilanz einer in regionalen Gewächshäusern angebauten Tomate wirklich besser als jene des sonnengereifte Imports aus Spanien? Und dass die städtischen Wasserwerke jedes Jahr tausende Liter frisches Trinkwasser in die Kanalisation laufen lassen, weil durch das weitverbreitete Wassersparen der zähflüssige dreckige Schlamm in den Röhren liegen bleibt und die Strassen verpestet, kann doch auch nicht sinnvoll sein? Also macht sich der Autor auf die Suche nach der Wirkung des weitverbreiteten „Ökofimmels“ und kommt zu sehr unterschiedlichen und teils erschreckenden Ergebnissen.

Nun ja, irgendwie bin ich mit diesem Buch ziemlich unzufrieden. Der erste Teil ist wirklich gut. Da zeigt der Autor in unterhaltsamen Plauderton an lebensnahen Beispielen, dass „gut gemeint“ nicht immer wirklich gut ist und viele Leute in bester Absicht der Umwelt manchmal eher schaden als nützen. Daran sind die Politiker, aber auch die Medien nicht unschuldig, denn oftmals werden Regeln, die eigentlich die Natur bewahren sollten, sich aber als nutzlos entpuppt haben, weiter beibehalten und unterstützt, um das here Ziel des Umweltschutzes nicht zu diskreditieren. Leider verliert das Buch dann mehr und mehr sowohl an Unterhaltungswert als auch an Sachlichkeit. Die Argumentation wird deutlich grundsätzlicher und emotionaler und dadurch ebenso angreifbar wie die kritisierten Hysterie-Schürer. Klar sind auf weniger als dreihundert Seiten wissenschaftlich wasserdichte Thesen nicht machbar, aber etwas weniger unnötige Polemik hätte der zweiten Hälfte gut getan. Vor allem verspielt das Buch hier unnötig viele Sympathien der Leser und schadet so rückwirkend der Glaubwürdigkeit des ersten Teils. Der Autor schafft es zwar am Ende, mit kreativen Ideen zu effektiverem Umweltschutz nochmals etwas Boden gut zu machen, aber letztlich bleibt ein schaler Nachgeschmack.

4 Kommentare:

  1. Liebe Julia,
    da gebe ich Dir total Recht.
    Es ist interessant, einmal eine überzogene und dadurch als Sachbuch nicht mehr sehr qualifizierte Sichtweise auf das politisch überkorrekte Thema zu lesen, aber zur Standpunktübernahme fand ich das Buch total ungeeignet.
    Herzliche Grüße und vielen Dank für die beiden Links zum Posting über die Rezension von Büchern in Blogs. Habe Deine Anregungen in den Text inklusive Link zu Dir übernommen. Hoffentlich ist das okay.
    Nina

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    1. Klar ist das okay, das ist ja Sinn der Sache! Je mehr Blogger sich in der verzwickten Rechtslage auskennen, desto besser.

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  2. Liebe Julia,

    das Buch hab ich auch gerade unter meinem abendlichen Lesehimmel und bin dann tatsächlich auf den zweiten Teil gespannt. In der Bibo hatte ich kurz quer gelesen, fand es ganz ansprechend, mal sehen, was für mich am Ende übrig bleibt.
    Und danke für die Tipps zum Zeigen von Buchcovern!!!

    Einen lieben Gruß

    Katja

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    1. Gern geschehen. "Nachbarschaftshilfe" ist doch selbstverständlich in Bloghausen ;)

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