Martin Walker
ISBN 9783257068191
Erneut erschüttern verschiedene Verbrechen das idyllische
kleine Städtchen Saint-Denis und fordern Brunos kriminalistischen Spürsinn. Um
die titelgebenden Delikatessen geht es gleich auf den ersten Seiten: militante
Tierschützer haben hunderte von Enten und Gänsen freigelassen, die nun für
Chaos auf den Strassen sorgen. Dabei müsste Bruno eigentlich dringend zu einer
archäologischen Grabung, denn zumindest ein Skelett, das dort gefunden wurde,
ist nicht ein paar tausend Jahre alt, sondern trägt eine Swatch am Handgelenk.
Dass in unmittelbarer Umgebung auch noch ein französisch-spanisches
Ministertreffen stattfinden sollte, passt Bruno gar nicht, denn wie soll er die
Gänseställe seiner Bauern vor weiteren Anschlägen schützen und die Identität
der Leiche aufklären, wenn gleichzeitig die Sicherheitsvorkehrungen für das
Polit-Gipfeltreffen seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen?
Nachdem von den lokalen Spezialitäten schon Wein und Trüffel
Thema für die Bruno-Krimis waren, ist diesmal die bekannte foie gras an der
Reihe, reichhaltig garniert. Martin Walker versteht es erneut, raffiniert
unterschiedlichste Themen zu einem anregenden Krimi zu verweben. Während allerdings
bei Brunos letztem Fall die Themenstränge bis am Schluss eher lose miteindander
verknüpft waren, vermischt sich hier bald alles mit allem. Dabei wäre etwas
weniger mehr gewesen, denn teilweise wirken die „Zufälle“ schon arg an den
Haaren herbeigezogen. Und dann ist da noch das alte Problem: auch im vierten
Band ist Bruno tapfer, mutig und gut. Zu gut, denn so viel Perfektion ist auf
Dauer einfach nur ermüdend. Vor allem der filmreife Actionheldenauftritt auf
den letzten Seiten wäre nicht nötig gewesen, auch weil der rasante Schluss
nicht zum sonst eher ruhigen Tempo des Krimis passt und dabei einige Fragen
offen blieben. Dabei hätte der Autor seinem Protagonisten ohne große Probleme
zu mehr Charaktertiefe verhelfen können. Bruno findet es nötig, teilweise
massiv geltendes Recht zu beugen, weil kleine Landwirte in ihrer Existenz
bedroht sind. Das hätte genügend Potential für Gewissenskonflikte geboten, die
den Chef de police etwas menschlicher hätten wirken lassen. Stattdessen wird
wieder einmal plakativ auf die bösen Vorschriften aus Brüssel verwiesen, die
den armen Bauern das Leben unnötig schwer machen.
Aber trotz dieser Mängel ist auch „Delikatessen“ wie alle
Brunos ein Wohlfühl-Buch, das einen gutgemachten Kriminalfall mit vielen netten
Beschreibungen von idyllischen Kleinstädtchen, schöner Landschaft, gutem Wein
und leckerem Essen verbindet und ein paar genussreiche Lesestunden bietet.
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