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Sonntag, 18. November 2012

Martin Walker - Delikatessen

Delikatessen: Der vierte Fall für Bruno, Chef de police
Martin Walker
ISBN 9783257068191


Erneut erschüttern verschiedene Verbrechen das idyllische kleine Städtchen Saint-Denis und fordern Brunos kriminalistischen Spürsinn. Um die titelgebenden Delikatessen geht es gleich auf den ersten Seiten: militante Tierschützer haben hunderte von Enten und Gänsen freigelassen, die nun für Chaos auf den Strassen sorgen. Dabei müsste Bruno eigentlich dringend zu einer archäologischen Grabung, denn zumindest ein Skelett, das dort gefunden wurde, ist nicht ein paar tausend Jahre alt, sondern trägt eine Swatch am Handgelenk. Dass in unmittelbarer Umgebung auch noch ein französisch-spanisches Ministertreffen stattfinden sollte, passt Bruno gar nicht, denn wie soll er die Gänseställe seiner Bauern vor weiteren Anschlägen schützen und die Identität der Leiche aufklären, wenn gleichzeitig die Sicherheitsvorkehrungen für das Polit-Gipfeltreffen seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen?

Nachdem von den lokalen Spezialitäten schon Wein und Trüffel Thema für die Bruno-Krimis waren, ist diesmal die bekannte foie gras an der Reihe, reichhaltig garniert. Martin Walker versteht es erneut, raffiniert unterschiedlichste Themen zu einem anregenden Krimi zu verweben. Während allerdings bei Brunos letztem Fall die Themenstränge bis am Schluss eher lose miteindander verknüpft waren, vermischt sich hier bald alles mit allem. Dabei wäre etwas weniger mehr gewesen, denn teilweise wirken die „Zufälle“ schon arg an den Haaren herbeigezogen. Und dann ist da noch das alte Problem: auch im vierten Band ist Bruno tapfer, mutig und gut. Zu gut, denn so viel Perfektion ist auf Dauer einfach nur ermüdend. Vor allem der filmreife Actionheldenauftritt auf den letzten Seiten wäre nicht nötig gewesen, auch weil der rasante Schluss nicht zum sonst eher ruhigen Tempo des Krimis passt und dabei einige Fragen offen blieben. Dabei hätte der Autor seinem Protagonisten ohne große Probleme zu mehr Charaktertiefe verhelfen können. Bruno findet es nötig, teilweise massiv geltendes Recht zu beugen, weil kleine Landwirte in ihrer Existenz bedroht sind. Das hätte genügend Potential für Gewissenskonflikte geboten, die den Chef de police etwas menschlicher hätten wirken lassen. Stattdessen wird wieder einmal plakativ auf die bösen Vorschriften aus Brüssel verwiesen, die den armen Bauern das Leben unnötig schwer machen.
Aber trotz dieser Mängel ist auch „Delikatessen“ wie alle Brunos ein Wohlfühl-Buch, das einen gutgemachten Kriminalfall mit vielen netten Beschreibungen von idyllischen Kleinstädtchen, schöner Landschaft, gutem Wein und leckerem Essen verbindet und ein paar genussreiche Lesestunden bietet.

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