Rebecca Gablé
ISBN 9783431038408
Der junge Nick of Waringham muss erleben, wie sein Vater in
den Verließen von König Henry VIII. stirbt, angeblich, weil er verbotene,
ketzerische Bücher las, in Wahrheit aber, weil er im Besitz eines Geheimnisses
war, das die Scheidung des Königs von Katharina von Aragon gefährden könnte.
Verständlich, dass Nick danach nicht sonderlich gut auf den König zu sprechen
ist, zumal er sich auch abgesehen von seiner Trauer um den Vater in einer
schwierigen Lage befindet, denn Waringham ist in argen Finanznöten, Teile der
heimischen Burg sind einsturzgefährdet und gierige Verwandte machen ihm sein
Erbe streitig. Da passt es ganz schlecht, dass ihn Königin Katharina darum
bittet, sich um ihre Tochter Mary zu kümmern. Aber die unbeugsame Prinzessin
imponiert ihm, und ihre gemeinsame Treue zum katholischen Glauben sorgt für ein
weiteres Band in einem Land, das für die Launen und Liebschaften des Königs in
die Wirren der Reformation gestürzt wird. Diese Freundschaft kann Nick allerdings teuer zu stehen kommen, denn Widerstand gegen den König und seine neue Glaubenslehre werden nicht geduldet...
Nachdem ich von Wölfe und Falken so begeistert war, haben
mir mehrere Leute dieses Buch empfohlen, denn auch da wird die klassische
Perspektive ignoriert und zur Abwechslung mal Mary Tudor (also Bloody Mary, die
als Königin hunderte „Ketzer“ hinrichten ließ) als Sympathieträgerin
gezeichnet. Leider ist dies so ziemlich das Gegenteil der Cromwell-Biographie:
ein seichter historischer Roman, zwar flüssig geschrieben, aber mit den
üblichen Kitsch-Mittelalter-Bildern überfrachtet. Die Tudors dienen über weite
Strecken nur als Staffage, viele historische Ereignisse werden ausgelassen, nur
beiläufig erwähnt oder sehr eigenartig dargestellt. Henry VIII. wird als böser
Tyrann im Hintergrund beschrieben, Mary als eigentlich edel und gut, die nur
durch die ständige Misshandlung durch ihren Vater radikalisiert wird - eine
differenzierte historische Betrachtung sähe nun wirklich anders aus. Auch der
Protagonist ging mir also Leser sehr bald auf die Nerven. Mit hohem moralischem
Anspruch verurteilt er den wankelmütigen König und die kriecherischen Höflinge,
dabei wird er selbst seinen eigenen Maßstäben keineswegs gerecht. Er ist aufbrausend,
hochmütig und egoistisch, und selbstverständlich ist es bei ihm etwas ganz
anderes, wenn er sich von seiner ersten Frau scheiden lassen will, um die
schwangere Geliebte heiraten zu können! Dass dieser Protagonist angesichts
derartiger Doppelmoral über mehr als 900 Seiten konstant als Held gezeichnet
wurde, ließ das Buch noch länger scheinen, als es ohnehin schon war.
Fazit: ein historischer Roman, der alle Vorurteile gegen dieses Genres bedient: seicht, klischeehaft, ahistorisch und überlang...
Fazit: ein historischer Roman, der alle Vorurteile gegen dieses Genres bedient: seicht, klischeehaft, ahistorisch und überlang...
Also ein typischer Gable-Roman, könnte man sagen. Kitsch, Klischees, Schwarz-Weiß-Malerei und, was mich an ihren Büchern mittlerweile besonders nervt, ständig moralisierend. Ich habe zwar auch einige Bücher dieser Autorin im Regal stehen - nochmals lesen würde ich sie aber nicht. Wer eines ihrer Werke kennt, kennt im Prinzip alle.
AntwortenLöschenIch habe bisher um Gablé-Romane einen großen Bogen gemacht - offenbar aus gutem Grund. Aber schon Cover und Klappentexte fand ich bisher derart klischeehaft, dass es mich nie gereizt hat, eines dieser Bücher näher anzusehen. Wenn mir dieses Buch nicht von mehreren Seiten wärmstens empfohlen worden wäre, hätte mich die Aufmachung auch hier abgeschreckt. Na ja, in Zukunft traue ich wieder meinem Instinkt ;-)
LöschenOh, gut zu wissen. Mir wurden immer wieder Gablé-Romane ans Herz gelegt, aber ich blieb skeptisch. Nun weiß ich: Zurecht.
AntwortenLöschenMoralisierendes mag ich nun gar nicht, ich kann selbst denken...
Gut zu wissen, da kann ich meinen Bogen um die Bücher ja noch erweitern. Bisher habe ich nur Gutes von ihr gehört, aber selbst haben mich die Bücher zum Kauf noch nicht gereizt.
AntwortenLöschenLest mal Hiob von Gablé und Hiob von Roth. Dann seht ihr den Unterschied. Wobei: Hiob von Gablé scheint mir ihr bestes Buch zu sein!
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