Robert Harris
Marcus Tullius Cicero ist zu Beginn des Buches ein
schwächlicher junger Mann, der in keiner Beziehung sonderlich vielversprechend
wirkt. Er hat eine dünne Stimme und stottert, keine guten Voraussetzungen, um
im antiken Rom Karriere zu machen. Aber sein unendlicher Ehrgeiz treibt ihn
dazu, alle Schwierigkeiten zu überwinden, und nach und nach entwickelt er sich
zu einem begnadeten Redner. Doch damit steht er erst am Anfang seiner Karriere.
Die Heirat mit der wenig hübschen, aber wohlhabenden Terentia ermöglicht es
ihm, die erste Stufe der Karriereleiter zu erklimmten, und er beginnt, sich als
Anwalt einen Namen zu machen. Da taucht eines Tages ein Bekannter aus Sizilien
auf, der sich bitterlich über den dortigen Statthalter Verres beklagt, der mit
Erpressung und Gewalt wertvolle Kunstwerke zusammenrafft. Aber ein
Gerichtsverfahren scheint aussichtslos, denn Verres hat nicht nur mächtige Freunde,
sondern auch Ciceros Rivale Hortensius an seiner Seite, den besten Anwalt Roms.
Trotzdem lässt sich Cicero dazu überreden, den Sizilianern zu helfen, und bald
steckt er in einer Lage, in der er deutlich mehr zu verlieren hat als nur die
Klage gegen Verres...
Robert Harris zeichnet ein spannendes und historisch sehr genaues
Portrait von Cicero und seinem Aufstieg zu einem der großen Politiker im Alten
Rom. Die Geschichte wird aus der Sicht von Tiro erzählt, Ciceros Haussklaven
und Sekretär. Dadurch ist man als Leser immer mitten im Geschehen, wird aber
trotzdem gelegentlich von Ciceros Ränken und Intrigen überrascht. Die Figuren
sind alle recht detailliert ausgearbeitet und schaffen es so, die eigentlich
eher fade Abfolge von Gerichtsreden und Wahlen mit Leben zu füllen und den
ständigen Machtpoker hinter den Kulissen zu verdeutlichen.
Ich habe „Imperium“ jetzt für die Re-Read-Challenge nochmals
gelesen und bin immer noch überrascht, wie spannend eine Geschichte sein kann,
dessen Story ich in groben Zügen bereits aus dem Latein-Unterricht kenne. Es
ist völlig egal, dass man bereits weiß, wie es ausgeht, Harris schafft es
trotzdem, gerade in der Schlussszene, die Spannung auf einem hohen Level zu
halten. Für Leute, die Geschichte und politische Thriller mögen, dringend zu
empfehlen!
Ah, lustig, ich hab vor kurzem erst Titan, also den zweiten Teil davon, gelesen :) Imperium muss ich mir mal nachkaufen, hatte ich von einer Freundin ausgeliehen und jetzt hätte ich das doch gerne vollständig.
AntwortenLöschenJa, das ist wirklich faszinierend mit dem Lateinunterricht und den Geschichten, nicht wahr? :) Darum kauf ich mir grad die Herren-von-Rom-Reihe von Colleen McCullough nach.
Liebe Grüße
Chimiko
Zu Titan kommt die Rezi etwa in zwei Wochen, da lese ich noch (auch zum 2. Mal). Und ich warte ja sehnlichst auf den letzten Teil der Trilogie...
LöschenAh, es gibt einen dritten Teil? Bin ich aber gut informiert :D
LöschenGut zu wissen!
Leider hat Harris offenbar noch nicht mal mit Schreiben begonnen. Nach allem, was man hört, steckt er erst in der Recherche. Es wird also wohl noch etwas dauern...
LöschenEin großartiges Buch!
AntwortenLöschenAuch der zweite Teil. Wobei ich mich hier frage, von welchem wilden Affen der Verlag wohl gebissen wurde, als er dem Buch den Titel "Titan" verpasste, anstatt den Originaltitel "Lustrum" zu verwenden. Die einzige Erklärung die ich hierfür habe ist, dass man den deutschsprachigen Leser nicht mit einem ihm weitestgehend unbekannten Begriff überfordern wollte. Im Umkehrschluss bedeutet dies freilich, dass man das englischsprachige Publikum durchaus für intelligent genug hielt, bei dem Titel "Lustrum" nicht gleich vor lauter Verzweiflung aus dem Fenster zu springen ...
Ja, über den Titelwechsel habe ich mich auch geärgert. Dass man "Lustrum" für "verkaufshindernd" hält, kann ich noch knapp nachvollziehen (wenn auch nicht gutheissen), aber "Titan" ist dann wirklich eine Fehlentscheidung!
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