Jeorjios Martin Beyer (Hrsg.)
Verlag Philipp von Zabern
ISBN 978-3805341660
Mit Archäologie verbinden viele Leute Gräber, glänzende Schatzfunde und imposante Ruinen. Dass dazu aber noch sehr viel mehr gehört als Mumien, Gold und Tempel, zeigt das Buch „Archäologie. Von der Schatzsuche zur Wissenschaft“ von Jeorjios Martin Beyer sehr eindrücklich.
Nach einer kurzen Definition widmet Beyer sich im ersten
Teil der Geschichte der Archäologie, der sehr früh beginnt, nämlich in der
Antike selbst. Schon damals gab es das Bedürfnis, mehr über die Vergangenheit
zu erfahren, und dabei wurden auch Bodenfunde studiert. Beyer beschreibt
detailliert den Wandel von der Sammelleidenschaft und Schatzgräberei hin zur
seriösen Wissenschaft. Dabei treten bekannte Figuren auf wie etwa Heinrich
Schliemann, der erste Ausgräber von Troja, oder Howard Carter, der Entdecker
von Tut-anch-amuns Grabkammer. Aber auch weniger ruhm- und prestigeträchtige
Aspekte der Archäologie werden nicht übergangen. Schon früh war die
Archäologie, wie jede Disziplin, die sich mit der Vergangenheit beschäftigt,
für politische Zwecke misbraucht worden. Die (Re-)Konstruktion einer
glorreichen Vergangenheit, schon in der Kaiserzeit ein beliebtes Thema, wurde
im faschistischen Italien und unter den Nazionalsozialisten in Deutschland zur
Legitimierung ihrer Ideologien benutzt. Und zuletzt werden all die neuen
Methoden und Techniken geschildert, die im 20. Jahrhundert den Platz die
Archäologie unter den etablierten Wissenschaften gefestigt haben.
In der zweiten Hälfte des Buches wird die große Bandbreite der modernen Archäologie dargestellt. In übersichtlichen Kapiteln von etwa zehn Seiten werden die einzelnen Teilbereiche erläutert, von der Ur- und Frühgeschichte über die Ägyptologie bis zur Islamischen Archäologie. Vorgestellt werden diese Fachbereiche von namhaften Vertretern der jeweiligen Disziplinen. Besonders interessant dürfte dieser Teil des Buches als Orientierungshilfe für junge Leute sein, die sich für Archäologie interessieren und für die Studienwahl näher über die unterschiedlichen Teilbereiche
informieren möchten.
Das Buch ist, wie beim Verlag Philipp von Zabern üblich, sehr schön aufgemacht: Hardcover mit Schutzumschlag, Hochglanzpapier etc. Zahlreiche Fotografien Grafiken und Pläne helfen, die Texte verständlich zu gliedern. Ein fundiertes Literaturverzeichnis zu den einzelnen Kapiteln hilft bei größerem Wissensdurst weiter. Nur einen kleinen Schönheitsfehler gibt es: bei den Textkästen, die Originaltexte aus den jeweiligen Epochen enthalten, hätte der Grafiker auf dieses kleine blaue Glühbirnensymbol verzichten sollen. Es weckt unangenehme Erinnerungen an den pädagogischen Zeigefinger in alten, trockenen Schulbüchern – ein Vorwurf, den dieses informative und durchaus auch spannende Sachbuch in keiner Art und Weise verdient hat!
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