Google+ Julias Buchblog: Nachtrag zur „mörderischen Côte d’Azur“ und Christine Cazon

Sonntag, 23. Februar 2014

Nachtrag zur „mörderischen Côte d’Azur“ und Christine Cazon

Seit dem Theater um Jean-Luc Bannalec und dem „Pseudo-Rufmord“ bei „Der Sturm“ sind neue Autoren von Regionalkrimis, über die kaum etwas bekannt gegeben wird, ja etwas suspekt. Bei einer Zusammenstellung zu potenziell verdächtigen Pseudonymen der kommenden Neuerscheinungen nennt die Welt Christine Cazon auch prompt an erster Stelle, allerdings ohne über allgemeine Andeutungen hinauszugehen. Die Informationen des Verlags sind eher dürftig: „Christine Cazon, geboren 1962, lebt mit ihrem Mann und zwei Katzen in Cannes. „Mörderische Côte d’ Azur“ ist ihr erster Roman.“ Das stimmt, ist aber nicht die ganze Wahrheit. Denn ich habe mir mal die Mühe gemacht, selbst etwas nach der unbekannten Französin zu forschen.

Schwierig war das nicht, denn die gute Dame schreibt auch einen Blog, auf dem sie ihr neues Buch bereits angekündigt hat, und dort bekommt man Hintergrund-Infos, die etwas mehr verraten als die dürftigen Auskünfte des Verlags. Der Krimi ist zwar tatsächlich der erste Roman, nicht aber das erste Buch der Autorin. Sie hat nämlich beim selben Verlag bereits vor vier Jahren „Zwischen Boule und Bettenmachen: mein Leben in einem südfranzösischen Dorf“ veröffentlicht, allerdings als Christiane Dreher. Die Deutsche erzählt darin, wie sie ein Praktikum auf einem Bauernhof in Südfrankreich gemacht hat und dann der Liebe wegen geblieben ist.

Die Autorenfotos bestätigen, was der Blog verraten hat: aus Christiane Dreher wurde Christine Cazon. Ob Cazon nun ihr wirklicher aktueller Nachname ist (sie ist inzwischen zum 2. Mal verheiratet), sei dahingestellt. Auf jeden Fall hat man den Vornamen durch das Streichen eines Buchstaben etwas französischer gemacht und das erste Buch sowie alle Informationen, die sie als Deutsche ausweisen könnten, aus der Vita gestrichen. An den üblichen Gründen eines Autors, sich ein weiteres Pseudonym zuzulegen, kann es hier nicht liegen, Frau Dreher/Cazon muss weder Angst haben, dass ein Ausflug in ein anderes Genre ihren Ruf beschädigt, noch schadet ihre Bekanntheit der unvoreingenommenen Beurteilung des neuen Buchs. Ob es aus Marketing-Gründen sinnvoll ist, der Autorin einen französischen Anstrich zu verpassen, kann ich nicht beurteilen, ich hätte es aber besser gefunden, man hätte auf dieses Pseudo-Pseudonym verzichtet oder zumindest die beiden Autorenprofile auf der Verlagsseite miteinander verknüpft. Denn erstens wirkt sowas irgendwie dubios, und zweitens finde ich es als Leser ganz angenehm, wenn ich von einem Autor alle Bücher ohne aufwändige Recherche finden kann. Könnte ja sein, dass ich vom Schreibstil begeistert bin und mehr davon möchte: warum es der Verlag den Kunden da unnötig schwer macht, weitere Bücher zu kaufen, ist mir ein Rätsel.

3 Kommentare:

  1. Pseudonyme sind für mich auch super spannend.
    Ich neige oft dazu, Autoren auszufrageb warum sie zu einem Pseudonym greifen. Die Hintergründe sind oft sehr verständlich. Allerdings verstehe ich es selten, warum mit Pseudonymen nicht offen umgegangen wird und warum manche Autoren da ein Geheimnis drum machen.
    Richtig dämlich finde ich aber Pseudonymen bei großen Autoren wie Stephen King oder Sophie Kinsella. Da steht dann auf dem Cover "Stephen King schreibt als Robert Bachmann". Da bin ich dann ehr genervt und habe das Gefühl, dass das Buch durch den Namen nur gehypt werden soll.
    Bei J.K.Rowling fand ich übrigens das Pseudonym gut. Denn ich verstehe, dass sie eine ehrliche Meinung ohne hohe und vor allem falsche Erwartungen zu ihrem Krimi haben möchte. Auch wenn das Pseudonym letzendlich aufgeflogen ist...
    Darüber könnte ich echt ewig weiter philosphieren ^^

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  2. Ich finde das eher nicht gut, vorzugeben, man sei Französin, um die KäuferInnen anzulocken.
    Ich ging, als ich vom 'Schwindel' bzw. Pseudonym las, skeptischer an die Lektüre heran.
    Der zweite Band 'Intrigen an der Côte d'Azur' hat mir aber sehr gut gefallen, bis auf die letzten 20 Seiten. Sonst viel authentische Eindrücke von Land und Leuten. Auch viele frnzösische Wendungen sind gut eingeflochten.
    Warum die Autorin ihr Erstlingswerk 'Zwischen Boule und Bettenmachen' verbirgt, kann ich mir gut vorstellen. Das Buch gefiel mir gar nicht; sehr trivial geschrieben.

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    1. Ich habe 'Zwischen Boule und Bettenmachen' nicht gelesen, habe aber auch schon weitere kritische Stimmen dazu gehört. Insofern könnte ich ja verstehen, dass sie ein Pseudonym wählt, um einen gefloppten Erstling zu verschleiern. Aber da dieser hinten im Buch beworben wird, macht für mich die ganze Sache nur aus Marketing-Gründen Sinn, und das finde ich nervig.

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