Tomas Herzberger
Die Römer machen sich daran, Germanien zu erobern. Um die
Cherusker unter Kontrolle zu halten, bringen sie die beiden Fürstensöhne Armin (römisch
Arminius) und Finn als Geiseln nach Rom, wo sie zu römischen Offizieren ausgebildet
werden und sich anschließend im Militärdienst bewähren. Doch während Finn Freunde
unter den Senatorensöhnen findet und die römische Lebensweise übernimmt, bleibt
Armin seiner Herkunft treu. Als Verbindungsoffizier des neuen germanischen
Statthalters Varus kehrt er in seine Heimat zurück. Dort trifft er seine alte
Jugendfreundin Thusnelda wieder, aber die ist bereits einem anderen
versprochen. Doch nicht nur Herzensangelegenheiten sorgen für große Konflikte.
Die Herrschaft der Römer wird immer drückender, und so muss Armin eine
folgenschwere Entscheidung treffen, die in der großen „Varusschlacht“ gipfelt...
Man merkt dem Roman an, dass sich der Werbefachmann Tomas
Herzberger darauf versteht, Geschichten zu erzählen. Der Aufbau der Story ist
gut gemacht, man findet sich als Leser rasch in der fremden Welt der Germanen
und Römer zurecht und die Spannung hält sich bis zur letzten Seite. Das ist
allerdings alles, was man zugunsten dieses Romans sagen kann, denn sprachlich
ist das Buch zwar besser als viele andere Selfpublishing-Titel, von einem
professionellen Lektorat, wie der Autor angegeben hat, ist jedoch nicht viel zu
merken, es finden sich fast auf jeder Seite noch Tipp- und Grammatikfehler. Auf
die lateinischen Sätze wäre im Interesse der Leserfreundlichkeit besser
verzichtet worden: wer Latein kann, wird sich auch dort an den diversen Fehlern
stören, und wer es nicht beherrscht, mag nicht ständig in die Fußnoten auf die
Übersetzung schauen.
Auch inhaltlich vermag das Buch nicht zu überzeugen. Dabei
ist nicht der teilweise unerwartete Umgang mit den historischen Quellen das
Problem, denn jeder Romanautor hat ein Recht auf dichterische Freiheit. Auch gezielt eingesetzte Klischees dürfen sein, trotzdem erwarte ich von einem historischen Roman eine grundsätzlich adäquate
Darstellung der gewählten Epoche. Leider zeugen viele Unstimmigkeiten davon,
dass Tomas Herzberger mit dem römischen Alltagsleben nur sehr oberflächlich
vertraut ist. Besonders irritierend ist dabei seine Erfindung einer römischen Offiziersschule,
die fast einen Viertel der Geschichte dominiert. Die Söhne einflussreicher
Senatoren (und mit ihnen die in Privathaushalten untergebrachten und ins
Familienleben integrierten hochrangigen Geiseln) wurden meist in kleinen
Gruppen von Privatlehrern unterrichtet, aber nicht nach Jahrgängen sortiert in
einer internatartigen Militärakademie, wo sie überwacht und gedrillt wurden,
bis sie dann nahtlos in den Feldeinsatz wechselten. Aber auch in Kleinigkeiten
zeigen sich Recherchemängel. Dass sich etwa die beiden
Germanensöhne zum ersten Mal in Rom mit Seife waschen, ist ein hübsches
Beispiel für das unreflektierte Bild von den unkultivierten Barbaren, denn
tatsächlich reinigten sich die Römer damals mit Öl und strigilis und übernahmen die Seife erst anderthalb Jahrhunderte
später, während sie bei den Galliern und Germanen längst geläufiger Bestandteil
der Körperpflege war.
Mag sein, dass ich etwas harsch über ein Buch urteile,
dessen Autor vorher noch nichts veröffentlicht hat und der auch historisch offenbar
unerfahren ist. Allerdings ist meinem Blog durchaus zu entnehmen, dass ich Wert auf
eine gewisse sprachliche Qualität lege, zudem habe ich Tomas Herzberger noch vorgewarnt,
dass ich Alte Geschichte und Archäologie studiert habe und mir historische
Genauigkeit wichtig ist, deshalb kann ich dem Buch definitiv nicht mehr als
zwei Sterne zugestehen.
Insgesamt zeigt „Aller Tage Morgen“ einmal mehr, dass Selfpublishing-Titel
nur in den wenigsten Fällen meinen Ansprüchen an ein ordentliches Buch genügen, weil sie oft noch zu "roh" sind.
Die Arbeit eines Verlags ist eben nicht zu unterschätzen, und wenn ein
Manuskript keinen Verlag findet, gibt es fast immer gute Gründe dafür...
vielen lieben dank für deine antwort! du hasts echt auf den punkt gebracht;)
AntwortenLöschenDeswegen habe ich langsam aufgehört Historische Romane zu lesen... Oft stimmt der historische Hintergrund nicht richtig oder wird zu Gunsten dem Storyverlauf verändert.
AntwortenLöschenGeht mir auch so, ich lese (für meine Verhältnisse) nur noch selten historische Romane. Aber entweder ist vieles frei erfunden statt sauber recherchiert, oder dann stimmt das Drumherum, aber die Geschichte ist langweilig, weil der Autor Wissenschaftler ist und wenig Ahnung hat, wie man eine spannende Story aufbaut...
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