Jürgen Zangenberg (Hrsg.)
Verlag Philipp von Zabern
Wer sich durch die hübschen Landschaftsbilder auf dem Umschlag zum Weiterblättern verführen lässt, wird nicht enttäuscht. Das Buch „Das Tote Meer“, herausgegeben von Jürgen Zangenberg, zeigt viele wunderschöne Farbaufnahmen: Salz, Sand und Felsen, Küste und Wüste. Doch die Region ums Tote Meer war nicht immer so unwirtlich, wie sie heute scheinen mag. In klimatisch günstigeren Phasen gab es im ganzen Küstenbereich blühende Siedlungen. Die Ruinen der Paläste von Jericho, die Festung Masada und die Heilbäder von Kallirrhoe zeugen ebenso wie der Schatz von Nahal Mishmar oder die Schriftrollen von Qumran und En-Gedi von kulturellen Höchstleistungen.
Dieser Band zeigt die Entwicklung des Kulturraums
rings ums Tote Meer, von der Steinzeit bis ins Mittelalter. Beiträge von
internationalen Fachleuten liefern einen profunden Überblick über die aktuelle
Forschungslage, wobei erstmals auch das jordanische Ostufer einbezogen wurde.
Der interessierte Leser sollte allerdings über Grundkenntnisse in Archäologie
und Geschichte verfügen, ansonsten wirken einige Beiträge so trocken wie die
Wüste, die heute die Ruinen umgibt. Auch eine lebhafte Vorstellungskraft kann
nicht schaden, denn leider fehlen übersichtliche Pläne, die gerade bei längeren
Beschreibungen von Tempeln oder Palastanlagen sehr wünschenswert wären.
Generell ist das mangelnde Zusammenspiel zwischen den Texten und Abbildungen
die Schwachstelle dieses Werks. Schade, denn mit wenig mehr redaktionellem Aufwand
hätten viele dieser Patzer vermieden werden können. Zum Glück lassen
faszinierende Berichte über das Leben in längst vergangenen Zeiten diese Mängel
vergessen: die Schilderung von König Herodes etwa, der sich prunkvolle
Palastanlagen baut, dabei aber das Sparen nicht vergisst und die
Marmorverkleidung der Wände nur aufmalen lässt. Oder der Artikel über die
Papyrusfunde von En-Gedi, die erstaunliche Details über das Alltagsleben zweier
Frauen preisgeben. Die Berichte von europäischen Reisenden seit dem
Frühmittelalter, die neben eigenen Beobachtungen auch massenhaft fantastische
Behauptungen liefern, runden das Bild ab. Dieses hochwertige Sachbuch liefert
nicht nur einen gradlinigen Überblick, sondern eignet sich durch die vielen
Querverweise auch gut als Einstieg in die vielfältigen archäologischen
Forschungsgebiete in der Region des Toten Meeres.
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