Stefanie de Velasco
ISBN 9783462050431
Esther und Sulamith wachsen zusammen auf bei den Zeugen Jehovas. Abgeschirmt von den "Weltmenschen" haben sie nur einander, um zusammen all die Abenteuer der Kindheit zu erleben. Aber in der Pubertät entfremden sich die Freundinnen: während Esther ihren Platz in der Glaubensgemeinschaft nicht grundsätzlich hinterfragt, auch wenn sie vieles nervt, beginnt Sulamith, unbequeme Fragen zu stellen. Die Situation droht zu eskalieren, als sie sich in einen Weltmenschen verliebt. Doch dann, kurz nach der Wende, muss Esther mit ihren Eltern plötzlich wegziehen, um am anderen Ende der Republik eine neue Gemeinde aufzubauen...
Es ist wirklich eine fremde Welt, die Stefanie de Velasco hier beschreibt, mitten unter uns und doch weitgehend unsichtbar und abgeschirmt. Die Autorin, die selbst bei den Zeugen Jehovas aufgewachsen ist, schildert die Szenen sehr nüchtern, ohne sprachliche Schnörkel oder Dramatik. Und doch geht diese Geschichte unter die Haut, habe ich mit Esther mitgelitten bei ihrem Zwiespalt, die Freundin nicht verlieren zu wollen und der Angst vor dem Zusammenbruch ihrer gesamten Welt, falls sie die Glaubensgemeinschaft verlässt. Es war erschreckend zu sehen, wie dieses System arbeitet, mit strikten Regeln, Glaube und Zugehörigkeit, Angst und Terror. Aber auch eine andere, weitgehend unbekannte Seite kommt zur Sprache, dass die Zeugen Jehovas auch Opfer von Verfolgung waren, unter den Nazis, aber auch der DDR und den anderen Ostblockstaaten. So bietet "Kein Teil der Welt" für mich einen sehr runden Einblick in die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas.
Fazit: Keine einfache Lektüre, aber ein berührender Einblick in eine sehr fremde Welt mitten unter uns.
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
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