Philipp Riederle
ISBN 9783426786116

Der 18-jährige Philipp Riederle ist Deutschlands jüngster
Unternehmensberater, der mit diesem Buch nicht nur Topmanagern, sondern jedem
interessierten Leser erklärt, was die Generation der Digital Natives ausmacht. Dabei
befasst er sich nicht nur mit Smartphones, Facebook und Shitstorms, er erläutert
auch, warum seine Generation nicht mehr Auto fährt, sich nicht mehr an feste
Programmzeiten halten mag und deshalb kaum noch vor dem Fernseher sitzt, und von
klassischer Werbung nichts mehr hält. Die Digital Natives werden früher
erwachsen, weil sie schon in jungen Jahren mit „erwachsenen“ Themen wie Pornos,
Mobbing und Alkohol konfrontiert werden, aber trotz der vielen Zeit, die sie
online verbringen, sind ihnen „echte“ Beziehungen, Freunde und Familie genauso
wichtig wie ein gemütliches Zuhause...
Über große Teile war das Buch durchaus amüsant zu lesen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass sich viele Leser am
schnoddrigen Tonfall und der immer wieder durchscheinenden Herablassung
gegenüber den Digital Immigrants stoßen. Das stört mich nicht, denn es ist das
Vorrecht der Jugend, sich von den „Alten“ abgrenzen zu wollen. Meine Probleme
mit diesem Buch sind vielmehr damit begründet, dass ich an dieses „wir“ aus dem
Titel nicht so wirklich glauben kann. Ich selbst würde nach seiner Grenzziehung
zu den älteren Digital Natives zählen, allerdings kann ich mich in vielen
seiner Beschreibungen nicht wiederfinden und ich glaube nicht, dass das mit
meinem Alter zu tun hat, denn ich kenne auch Teenager, die weder ein PDF erstellen
können noch eine Ahnung haben, was eine URL ist, und beim Hochladen eines Avatarbildes in einem
Forum an ihre technischen Grenzen stoßen – nach Philipp Riederle alles
Fähigkeiten, die sie quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen haben müssten.
Auch seine recht naive Vorstellung, dass sich die Arbeitswelt an den
veränderten Erwartungen der Digital Natives bezüglich Arbeit/Freizeit etc.
orientieren müsse, weil sich sonst die Jungen aus dem Angestelltendasein in die
Selbständigkeit verabschieden und den Firmen dann der Nachwuchs fehlt, zeugt
davon, dass unter Philipp Riederles „wir“ nicht eine ganze Generation, sondern
nur eine kleine, gut ausgebildete Gruppe technikaffiner Teens und Twens zu
verstehen ist. Nur sieht der Autor das eben anders und vertritt dies mit einer
Vehemenz, die mir beim Lesen je länger je heftiger auf die Nerven ging...
Fazit: wer sich für das Selbstverständnis eines
technikaffinen 18-jährigen Jungunternehmers interessiert, wird das Buch mögen,
wer darüber hinaus große Erkenntnisse zum Verhalten einer ganzen Generation
erwartet, dürfte enttäuscht werden.
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