Google+ Julias Buchblog: Philipp Riederle - Wer wir sind und was wir wollen

Montag, 19. November 2018

Philipp Riederle - Wer wir sind und was wir wollen

Wer wir sind und was wir wollen. Ein Digital Native erklärt seine Welt
Philipp Riederle
ISBN 9783426786116


Der 18-jährige Philipp Riederle ist Deutschlands jüngster Unternehmensberater, der mit diesem Buch nicht nur Topmanagern, sondern jedem interessierten Leser erklärt, was die Generation der Digital Natives ausmacht. Dabei befasst er sich nicht nur mit Smartphones, Facebook und Shitstorms, er erläutert auch, warum seine Generation nicht mehr Auto fährt, sich nicht mehr an feste Programmzeiten halten mag und deshalb kaum noch vor dem Fernseher sitzt, und von klassischer Werbung nichts mehr hält. Die Digital Natives werden früher erwachsen, weil sie schon in jungen Jahren mit „erwachsenen“ Themen wie Pornos, Mobbing und Alkohol konfrontiert werden, aber trotz der vielen Zeit, die sie online verbringen, sind ihnen „echte“ Beziehungen, Freunde und Familie genauso wichtig wie ein gemütliches Zuhause...

Über große Teile war das Buch durchaus amüsant zu lesen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass sich viele Leser am schnoddrigen Tonfall und der immer wieder durchscheinenden Herablassung gegenüber den Digital Immigrants stoßen. Das stört mich nicht, denn es ist das Vorrecht der Jugend, sich von den „Alten“ abgrenzen zu wollen. Meine Probleme mit diesem Buch sind vielmehr damit begründet, dass ich an dieses „wir“ aus dem Titel nicht so wirklich glauben kann. Ich selbst würde nach seiner Grenzziehung zu den älteren Digital Natives zählen, allerdings kann ich mich in vielen seiner Beschreibungen nicht wiederfinden und ich glaube nicht, dass das mit meinem Alter zu tun hat, denn ich kenne auch Teenager, die weder ein PDF erstellen können noch eine Ahnung haben, was eine URL ist,  und beim Hochladen eines Avatarbildes in einem Forum an ihre technischen Grenzen stoßen – nach Philipp Riederle alles Fähigkeiten, die sie quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen haben müssten. Auch seine recht naive Vorstellung, dass sich die Arbeitswelt an den veränderten Erwartungen der Digital Natives bezüglich Arbeit/Freizeit etc. orientieren müsse, weil sich sonst die Jungen aus dem Angestelltendasein in die Selbständigkeit verabschieden und den Firmen dann der Nachwuchs fehlt, zeugt davon, dass unter Philipp Riederles „wir“ nicht eine ganze Generation, sondern nur eine kleine, gut ausgebildete Gruppe technikaffiner Teens und Twens zu verstehen ist. Nur sieht der Autor das eben anders und vertritt dies mit einer Vehemenz, die mir beim Lesen je länger je heftiger auf die Nerven ging...

Fazit: wer sich für das Selbstverständnis eines technikaffinen 18-jährigen Jungunternehmers interessiert, wird das Buch mögen, wer darüber hinaus große Erkenntnisse zum Verhalten einer ganzen Generation erwartet, dürfte enttäuscht werden.

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