Julia Karr
ISBN 9783570307724
Chicago im Jahr 2150: in einer technisierten Welt sind die
Menschen in verschiedene Klassen eingeteilt und werden von der Regierung streng
überwacht. Frauen haben wenig zu sagen und erhalten an ihrem 16. Geburtstag das
XVI-Tattoo am Handgelenk, dass sie als Erwachsene kennzeichnet, die Sex haben
dürfen bzw. haben sollen. Im Gegensatz zu ihrer Freundin Sandy, die es wie die
meisten jungen Mädchen kaum erwarten kann, endlich Sex-Teen (Achtung Wortspiel)
zu sein und begehrt zu werden, fürchtet sich Nina vor ihrem Geburtstag, denn
sie ahnt, dass sie damit zum Freiwild für Männer höherer Klassen wird. Doch
bevor es soweit ist, wird Ninas Mutter tödlich verletzt. Auf dem Sterbebett
erzählt sie ihrer Tochter, dass sie Teil der Widerstandsbewegung gegen das
Regime ist. Zudem erfährt Nina, dass ihr Vater ebenfalls zu den Rebellen
gehörte und wahrscheinlich noch lebt. Ihm soll sie nun geheime Informationen
bringen und ihre kleine Halbschwester vor deren gewalttätigem Vater
beschützen...
Dieses Buch ist für mich ein Paradebeispiel für literarische
Massenware, weil es so ziemlich alle derzeit gängigen Dystopie-Klischees auf
dem All-Age-Markt erfüllt: ein nettes Mädchen aus einer unterprivilegierten
Schicht kommt durch einen tragischen Vorfall dahinter, wie sehr das böse Regime die
Menschen manipuliert und überwacht. Dann muss sie flüchten, natürlich mit einem
gutaussehenden Widerstandskämpfer an ihrer Seite, denn schließlich hat man ja
nach einem tragischen Verlust und der Erschütterung des kompletten Weltbildes
nichts Dringenderes zu tun, als sich zu verlieben. Wenigstens fehlt die
obligate Dreiecksbeziehung... Zudem ist „The Sign“ erst der Anfang,
selbstverständlich folgen noch zwei weitere Bände, denn heutzutage muss es ja
unbedingt eine Trilogie sein.
Zu all diesen Klischees kommt dann noch dazu, dass die
Umsetzung deutliche handwerkliche Mängel aufweist. Die Sprache ist schlicht,
trotzdem fällt der Einstieg in die Geschichte schwer. Die futuristische Welt
wird schlecht erklärt und kaum beschrieben. Unnötige Abkürzungen erschweren den
Lesefluss massiv, das Meiste erschließt sich erst langsam aus dem Zusammenhang
und viel zu viele Fragen bleiben offen. Auch die Protagonisten wirken recht
stereotyp und ihre Entwicklung folgt der Notwendigkeit der Geschichte, nicht
der Logik der Charakterzeichnung. Gerade bei Nina hat mich das mit der Zeit
sehr genervt: obwohl ihre Mutter ihr immer wieder erklärt hat, wie sehr die
Medien die Menschen beeinflussen können und dass vieles nicht so ist, wie es
auf den ersten Blick scheint, wirkt Nina oft unsäglich naiv und schwerfällig. Auf
viele Fragen könnte sie durchaus Antworten finden, wenn sie sich denn nur dazu
aufraffen könnte, aber dann würde sich die Geschichte zu rasch zuspitzen. So
zieht sich die Story unnötig in die Länge, bis dann mit einem hastigen Finale
alles halbwegs beendet wird. Dass so viele Fragen zur Gesellschaft etc. offen
bleiben, soll wohl das Interesse auf den nächsten Band erhöhen, aber ich habe
das Interesse an flachen Figuren in einer unscharf gebliebenen Zukunft
definitiv verloren!
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