Hautnah
Julia Crouch
ISBN 9783548283333
Marcus Wayland, ein britischer Schauspieler, hat ein
Sommer-Engagement in den USA, von dem er sich endlich den großen
Karrieredurchbruch erhofft. Seine Frau Lara und die drei Kinder begleiten ihn.
Sechs Wochen Ferien an der Ostküste, das klingt erstmal ganz gut. Doch das
Häuschen und die Umgebung sind nicht ganz das, was Lara sich vorgestellt hat.
Alles wirkt trostlos und schmuddelig, zudem geschehen unerklärliche Dinge, die
die bedrückende Atmosphäre verstärken. Aber auch sonst ist nicht alles, wie es
sein sollte. In der Ehe der Waylands kriselt es schon seit längerem. Lara hat
es satt, ihr Leben und ihre eigenen Wünsche immer ihrem Mann unterzuordnen. Ihr
Job langweilt sie, sie würde sich gerne selbständig machen, aber da Marcus kaum
etwas verdient, muss sie die Familie ernähren. Dazu leidet sie noch unter den
Folgen einer Abtreibung, denn Marcus wollte auf keinen Fall mehr ein weiteres
Kind. Da trifft sie Stephen wieder, mit dem sie vor langer Zeit eine Affäre
hatte, und es knistert sofort wieder zwischen ihnen. Doch Stephen ist
inzwischen nicht nur reich und berühmt, er wird auch von einer hartnäckigen
Stalkerin bedroht, die vor nichts zurückzuschrecken scheint...
Also wenn der Prolog mit einem Leichefund und der Untertitel
nicht einen Thriller versprochen hätten, hätte ich „Hautnah“ bis weit über die
Hälfte des Buchs für einen Roman gehalten. Fast alle Personen sind in
irgendwelche Beziehungsgeschichten verstrickt, die den Alltag belasten. Es
geschehen zwar immer wieder mal unerklärliche Dinge, aber so richtig Spannung
kommt nicht auf. Wenn man sich allerdings von der Thriller-Erwartungshaltung
löst, vermisst man sie auch nicht, denn die Protagonisten, die sich in ihrem
Kampf um persönliches Glück ständig gegenseitig in die Quere kommen, bieten
genug Unterhaltung. Spannend wird es eigentlich erst auf den letzten
hundertfünfzig Seiten, und auch da ist die Auflösung am Schluss eigentlich
absehbar. Wer also einen packenden Thriller mit ausgeklügeltem Spannungsbogen
sucht, wird hier enttäuscht. Wer dagegen mit einem soliden Roman mit einer
düsteren Atmosphäre und ein paar einzelnen Thriller-Elementen zufrieden ist,
für den bietet „Hautnah“ ein paar Stunden ungetrübtes Lesevergnügen.
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