David Foenkinos
ISBN 9783406654206
Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung. David
Foenkinos’ Protagonist ist anfangs vierzig, beruflich ganz erfolgreich, hat eine
liebevolle Frau, zwei gut geratene Kinder und ein hübsches Häuschen in einer
netten Gegend. Aber aus heiterem Himmel überfallen ihn quälende
Rückenschmerzen. Er pilgert von Arzt zu Arzt, aber keiner findet eine Ursache
für die stechenden Schmerzen. Und mit den körperlichen Beschwerden gerät auch
seine bisher so wohlgeordnete Welt aus den Fugen. Eine wichtige Präsentation im Beruf wird zum Desaster, in
der Ehe zeigen sich Risse, seine Kinder sind ihm fremd geworden...
David Foenkinos schildert detailliert, wie sein namenloser
Protagonist unaufhaltsam in eine Midlifecrisis abgleitet. Stück für Stück wird
die heile Welt auseinandergebrochen, fällt die hübsche Fassade, mit der er
seine Unsicherheit und Zweifel zu verdecken sucht. Im Beruf wird er von einem
Konkurrenten gemobbt, traut sich aber nicht, sich zu wehren, weil der Kredit
für das Haus ja abbezahlt werden muss. Seine Ehe ist eingeschlafen, man lebt
nebeneinander her. Die Kinder sind ausgezogen und werden ihm immer fremder. Die
Rückenschmerzen sind da nur das Symbol für all das, was ihn belastet, eine
Abwehrreaktion des Körpers, der sich gegen die aufgestauten Belastungen wehrt
und ihn aus dem gewohnten Trott reißt. Plötzlich muss der Protagonist aktiv
werden, weil er nicht mehr einfach weitermachen kann wie bisher, und das fällt
ihm zuerst unglaublich schwer. Etwas unglaubwürdig fand ich dann, wie leicht dieser
Neustarts ablaufen. Beruflich, privat, überall eröffnen sich plötzlich neue
Chancen, da hier schlittert der Protagonist ohne große Anstrengung einfach
hinein, und am Schluss endet alles in Wohlgefallen: irgendwie ist das nur mäßig
realistisch und erinnert plötzlich fatal an seichte Unterhaltung. Ebenfalls wie ein Kitschroman klingt der dämliche deutsche
Titel, zudem hat er kaum etwas mit der Geschichte zu tun, denn besagte Pauline
taucht erst ziemlich am Ende des Buches auf. Die Originalvariante „Je vais
mieux“ (es geht mir besser) spielt sehr viel geschickter mit der Verflechtung
der Rückenschmerzen und des psychischen Zustands der Hauptperson, mit ihren
Bemühungen, die Fassade so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, keine
Schwäche zu zeigen, um die anderen nicht zu beunruhigen. Schade, dass man da
beim deutschen Titel den Blick derart plakativ auf die Liebesgeschichte richtet,
denn das wird dieser unbarmherzigen Analyse einer Midlifecrisis nicht gerecht.
Hey!
AntwortenLöschenDas kling nach einem tollen Roman. Danke für die schöne Rezension.
Liebe Grüße!
auch wenn nicht alles so gut bei dir wegkommt hört es sich trotzdem insgesamt ganz gut an.. noch kein thema das mich selbst betrifft aber ich lese auch gerne mal abseits meiner üblichen verdächtigen :P
AntwortenLöschenGrüße aus dem st. christina grödnertal
Claudia
Schade, dass das Happy End nicht kunstvoller gestaltet wurde. Je älter ich werde, desto mehr brauche ich Bücher, die einen nicht mit einer tiefen Niedergeschlagenheit zurücklassen. Herzliche Grüße, Uta
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