Google+ Julias Buchblog: Paulo Coelho - Die Schriften von Accra

Dienstag, 17. März 2015

Paulo Coelho - Die Schriften von Accra

Die Schriften von Accra
Paulo Coelho
ISBN 9783257068481


1099 in Jerusalem: die Kreuzritter belagern die Stadt, in Morgengrauen wird die große Schlacht beginnen. Eine bunt gemischte Gruppe von Menschen versammelt sich um einen weisen Mann, der nur als „der Kopte“ bekannt ist, und sucht bei ihm Rat. Dabei geht es nicht nur um die aktuelle Situation und den Krieg (Kämpfen oder nicht? Wie geht man mit Niederlagen um?), sondern auch um allgemeine Probleme und Lebensfragen wie Alleinsein, Liebe, Sex oder Alter. Der Kopte gibt auf jede Frage eine ausführliche Antwort in sehr bildhafter Sprache, die die Zuhörer zum Weiterdenken und Weiterfragen anregt.

Soweit die Inhaltsangabe. Mit dem Buch hat sie aber eigentlich nicht viel zu tun, denn das ist nur die Rahmenhandlung, die ein paar wenige Sätze umfasst. Im Wesentlichen ist das Buch eine Sammlung an philosophischen Mini-Abhandlungen. Und genau das ist auch die Schwäche dieses Werks. Ich kenne einige Bücher von Paulo Coelho und mag sie, weil sie in poetischer Sprache viel Stoff für philosophische Überlegungen bieten, aber keines davon fand ich so nichtssagend wie dieses. Das beginnt schon mit der Rahmenhandlung, die diverse historische Patzer aufweist. Warum etwa wird ein Mensch, der aus Athen stammt, in Jerusalem lebt und sich keiner Religionsgruppe zugehörig fühlt, eigentlich als Kopte bezeichnet? Mein Hauptproblem ist aber die Grundstruktur. Was der Kopte antwortet, ist immer sehr allgemein gehalten und letztlich nichts Neues. Ich fühlte mich immer an die Spruchweisheiten aus alten Kalendern erinnert, die für jeden Tag einen Denkanstoss liefern sollten. Ja, einiges regt auch tatsächlich zum Nachdenken an, daneben gibt es aber viele Plattitüden, zudem wiederholen sich die Sinnbilder etwas zu oft. Mir wirkt das Ganze auch zu dogmatisch, denn letztlich besteht das Buch aus einer Sammlung an Predigten, in denen ein ach so perfekter Weiser seinen Jüngern seine Wahrheiten verkündet. Das ist nicht grundsätzlich problematisch, aber dann sollte man bitte auf das Spielchen mit der Rahmenhandlung verzichten, die den „Schriften von Accra“ einen authentischen Anstrich verleihen und glauben machen sollten, es handle sich hier wirklich um tausendjährige Überlieferungen und nicht um Coelhos selbst zusammengezimmerte Weltanschauung. Und warum der Verlag das Ganze noch mit dem Etikett „Roman“ versieht, ist mir ein Rätsel, denn damit sind falsche Erwartungen eigentlich vorprogrammiert...

1 Kommentar:

  1. Ich finde auch, dass Coelho schon weitaus bessere und inspirierendere Bücher geschrieben hat!!

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