Google+ Julias Buchblog: Andreas Hoppe - Allein unter Gurken

Mittwoch, 4. Februar 2015

Andreas Hoppe - Allein unter Gurken

Allein unter Gurken: Mein abenteuerlicher Versuch, mich regional zu ernähren
Andreas Hoppe, mit Jaqueline Roussety
ISBN 9783492272490


Eine arme blasse Erdbeere in einem Fruchtsalat ist der Anlass dafür, dass Andreas Hoppe seine Ernährung zu hinterfragen beginnt. Da eine Erdbeere anfangs März nur aus Übersee stammen kann und deshalb ökologischer Blödsinn ist und erst noch nicht schmeckt, beschließt er, sich möglichst nur noch saisonal und regional zu ernähren. Regional heißt: aus einem Umkreis von 100 km. Nicht ganz einfach, aber schließlich gibt es in Berlin Bioläden, zudem besitzt er in Brandenburg ein Haus mit einem großen Garten. Dort wächst allerdings zu Beginn des Experiments noch wenig Essbares...

Schon von Beginn an ist mir der schwülstige Schreibstil auf die Nerven gegangen, ausschweifend, überladen und pathetisch. Als der Autor dann mehrfach betonte, dass er das Buch mit seiner lieben Freundin Jacky zusammen geschrieben hat, dämmerte es mir: da war doch was - klick. Auf solche „Hilfe“ beim Schreiben hätte Herr Hoppe wohl besser verzichtet! Aber auch sonst hatte ich meine liebe Mühe mit diesem Buch. Die Grundidee klingt ja ganz nett, aber in der Umsetzung haperte es gewaltig. Herr Hoppe geht das Experiment nicht nur ausgesprochen naiv an, er stößt auch ständig auf „Probleme“, die man mit ein bisschen praktischem Verstand ohne Weiteres hätte lösen können. So jammert er beispielsweise darüber, dass die Kohlenhydrat-Beilage zum Mittagessen so einseitig sei, und trauert der geliebten Pasta hinterher. Wenn man allerdings Brot aus regionalem Getreide bekommt, dürfte auch entsprechendes Mehl zu haben sein, damit könnte man die Nudeln ja selber machen. Auch über die Lebenspartnerin des Autors, die offenbar glaubt, ihren Vitaminbedarf nur mit exotischen Beeren decken zu können, obwohl sie angehende Ernährungswissenschaftlerin ist, konnte ich so manches Mal nur den Kopf schütteln. Zudem nimmt das Ernährungsexperiment nur einen begrenzten Teil im Buch ein, der Rest ist gefüllt mit Phantasien über die wehrhaften Germanen, Erinnerungen an seine Kindheit im Schrebergarten der Großeltern, Reisen zu den Cree-Indianern und der ach so beschwerlichen Arbeit als Schauspieler. Klar, derartige Exkurse können ganz nett sein, aber wenn solch selbstverliebte Betrachtungen einen Großteil des Buches ausmachen, fühle ich mich als Leserin leicht verschaukelt.

Fazit: wer einen Einblick in das Seelenleben eines Tatort-Kommissars sucht, ist hier richtig. Wer sich allerdings für Ernährung interessiert, wird mit diesem Buch nicht glücklich.

3 Kommentare:

  1. Ich hab mal so einen ähnlichen "Selbstversuch" gelesen. Witzigerweise hatte ich erst vor zwei Tagen herausgesucht, wie das Buch hieß, auch für einen Kommentar.
    Von Leo Hickman "Fast Nackt: Mein abenteuerlicher Versuch ethisch korrekt zu leben" Da war aber schon interessanter als Das, was du hier beschreibst. Ich hatte es aber auch als spezielles Wanderbuch gelesen, in das jeder etwas hineinschrfeiben konnte. Das hatte dann noch etwas Besonderes.

    Liebe Grüße
    Mona

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    1. Eigentlich mag ich Bücher über Selbstversuche. Allerdings ist dann noch stärker als sonst der Schreibstil entscheidend, denn bei Beschreibungen von Problemen und Alltagssituationen sind Lockerheit und Humor netter zu lesen als übertriebener Pathos...
      LG, Julia

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  2. Oi, danke für die Warnung. Rein vom Thema her hätte mich das Buch wohl sogar interessiert.

    LG, Sefa

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