ISBN 9783940855374
Das Märchen von Rapunzel neu erzählt: Die junge Theresia von
Rotenburg wächst sehr behütet auf, denn ihre Stiefmutter Henriette schirmt sie
radikal von der Welt ab, um Theresias Unschuld zu schützen, und sperrt sie dazu
sogar manchmal in ein Turmzimmer ein. Aber trotz all ihrer Vorsichtsmaßnahmen
geschieht es, dass Theresa den bürgerlichen Sebastian Langenthal trifft und
sich verliebt, und auch er hat sein Herz an das scheue Mädchen mit dem
wunderbaren langen blonden Haar verloren. Heimlich treffen sich die beiden,
aber es dauert nicht lange, bis die Stiefmutter dahinter kommt. Sie versucht
mit allen Mitteln, die Liebenden zu trennen, und gräbt dazu alte Geschichten
und Geheimnisse aus. Und auch Sebstians Bruder Ludwig hat Interesse an der schönen
Theresia und ist nicht gewillt, von seinem kleinen Bruder ausgestochen zu
werden...
Die Idee, das Märchen von Rapunzel neu zu erzählen und die
Geschichte ins 19. Jahrhundert zu übertragen, fand ich sehr reizvoll. Und die
Umsetzung ist auch wirklich gut gelungen. Jedem Kapitel wurde ein Zitat aus
Rapunzel vorangestellt, das dem Leser einen kleinen Vorgeschmack gibt, so dass
die Parallelen zwischen dem Geschichte und dem Märchen auch in kleineren
Wendungen deutlich werden. Auch aus historischer Sicht gibt es wenig zu
bemängeln. Der ganze Hintergrund wurde sorgfältig recherchiert und die vielen
stimmigen Details schaffen es, das 19. Jahrhundert plastisch auferstehen zu
lassen. Allerdings liegen auch die Schwächen des Buches in der Gratwanderung
zwischen Märchen und historischem Roman begründet. Die Nebenfiguren sind fast
alle durchaus nachvollziehbar und lebensnah getroffen, so ist etwa die
Stiefmutter eigentlich gar nicht so böse, sondern hat durch schmerzhafte
Erlebnisse in ihrer Vergangenheit durchaus Gründe, Theresia derart
abzuschotten, auch wenn sie dabei zu weit geht. Aber Theresia selbst und auch
Sebastian bleiben auffällig farblos. Sie sind edel, lieb und gut, aber
letztlich nicht mehr als einfach gestrickte Abziehbilder von Prinz und
Prinzessin. Solche schablonenartige Figuren liegen in der Natur eines Märchens,
taugen aber leider nicht dazu, eine Geschichte über dreihundert Seiten zu
tragen. Auch die Vorhersehbarkeit der Handlung gehört zu einem Märchen, nimmt
dem Roman aber viel an Spannung. Zudem merkt man dem Buch an, dass das
Manuskript immer wieder überarbeitet und umgeschrieben wurde (was wohl an der
doppelten Autorenschaft liegt), denn dabei haben sich diverse kleine
Unstimmigkeiten eingeschlichen: wenn sich beispielsweise der Vater zwischen
Frau und Tochter setzt, kann diese wohl kaum unbemerkt nach der Hand ihrer
Stiefmutter greifen. Solche inhaltlichen Patzer sind zwar nur kleine Makel, aber
in ihrer Häufigkeit doch mit der Zeit nervig.
Fazit: leider konnte sich diese Adaption von Rapunzel zu
wenig von der Märchenvorlage lösen, so dass die Umsetzung als historischer
Roman nur begrenzt funktioniert. Wer aber Spaß hat an Märchenumarbeitungen und bereit ist, den Hauptfiguren die
fehlende Tiefe zu verzeihen, dürfte an diesem neuen Rapunzel seine Freude
haben.
Herzlichen Dank an Blogg dein Buch und den Dryas Verlag
für das Rezensionsexemplar!
Beim Verlag hier bestellbar.
Ich bin eine richtige Leseratte und denke das Buch wird auf jeden Fall auf meinem Nachttisch landen.:)
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße♥
miss-coeur.blogspot.com
Hm... zu den Büchern dieser Reihe lese ich nicht selten so mittelmäßige Kritiken, bei meinem Buch daraus gings mir ähnlich.
AntwortenLöschenSchöne Rezension!
Liebe Grüße
Chimiko
Das ist mir auch schon aufgefallen. Die Bücher scheinen meist historisch gut recherchiert zu sein, was mir durchaus wichtig ist, aber irgendwie fehlt das Mitreissende, damit man in der Geschichte versinken kann. Na ja, ich werde die Reihe jedenfalls wohl nicht weiter im Auge behalten.
LöschenJa, ich werde wohl auch nicht unbedingt weitere Bücher davon lesen. Aber deine Rezension hat mich gerade in der Hinsicht interessiert.
LöschenVielen Dank für die Rezension! Schade, dass das Buch dich nicht überzeugt hat. Sicher, überarbeitet wurde das Manuskript, aber das ist auch ohne doppelte Autorenschaft normal. Der eine Logikfehler, den du erwähnst, haben wir leider übersehen - wenn dir noch weitere Fehler auffallen, wäre es super, wenn du sie uns für unsere Fehlerliste schicken magst (http://www.dryas.de/fehlerliste/).
AntwortenLöschenVon Verlagsseite muss ich natürlich darauf hinweisen, dass die meisten Kritiken zu den Büchern der Grünen Fee sehr positiv waren. Aber Geschmäcker sind unterschiedlich. Daher starten wir 2014 eine Riehe historischer Krimis im Stil von Sherlock Holmes, die dann auch etwas rasanter erzählt werden. Wenn du Lust hast, es mit dieser Reihe zu versuchen, einfach an kontakt@dryas.de mailen, dann gebe ich Bescheid, sobald wir starten.
Herzliche Grüße, Sandra vom Dryas Verlag