Leo G. Linder
List Taschenbuch Verlag
ISBN 9783548601526
Eleonore von Aquitanien hatte ein ereignisreiches Leben, und
hätte ein Romanautor ihre Geschichte erfunden, hätte man sie als unglaubwürdig
abgetan: als Alleinerbin des Herzogtums Aquitanien heiratete sie aus
politischen Gründen den französischen Kronprinzen, den späteren Ludwig VII. Da
dessen Vater kurz darauf starb, war sie mit 15 Jahren Königin von Frankreich.
Die lebensfrohe junge Frau, die sich mit Dichtern und Sängern umgab, begleitete
ihren Gatten auf den zweiten Kreuzzug, was den kirchlichen Beratern ihres
Mannes gar nicht passte. Deswegen und weil sie Ludwig nur zwei Mädchen gebar,
wurde die Ehe unter einem Vorwand kurz darauf annulliert. Schon im Jahr darauf
heiratete sie erneut, diesmal Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou, Herzog der
Normandie und künftiger König von England, dem sie acht Kinder gebar. Als ihr
Heinrich jedoch zunehmend untreu wurde, stiftete sie ihre ältesten Söhne zur
Rebellion gegen den Vater an. Diese misslang und Eleonore verbrachte die
nächsten 16 Jahre bis zum Tod Heinrichs als Gefangene in einem Schloss in
England. Als daraufhin ihr Sohn Richard (Löwenherz) erneut zu einem Kreuzzug
aufbrach, übernahm sie bis zu dessen Rückkehr die Regentschaft und starb
schließlich im hohen Alter von 82 Jahren.
Ein derart wendungsreiches Leben müsste für jeden Verfasser
einer Biografie eigentlich ein Traum sein. Allerdings gibt die bloße Schilderung
all dieser vielen Ereignisse allein noch kein gutes Buch. Und dass der Autor
deshalb auf die Idee gekommen ist, Eleonore kurz vor ihrem Tod ihre Geschichte
einem fiktiven Zuhörer selbst erzählen zu lassen, macht es leider auch nicht
viel besser. Der schnoddrige Ton, den Linder der alten Königin in den Mund
legt, wirkt zwar zu Beginn erfrischend, weil er zu dem jungen lebhaften Mädchen
passt, das sich plötzlich mit einem streng klösterlich erzogenen Mann
verheiratet sieht. Mit der Zeit allerdings wirkt dieser krampfhaft locker
wirkende Tonfall einfach nur ermüdend. Es passiert zwar immer etwas, aber die
Ereignisse wirken in ihrer Masse eher erschlagend als spannend...
Sehenswert finde ich auch die Verfilmung zu ihren späten Lebensjahren.
AntwortenLöschen"The Lion in Winter" - einmal mit Peter O'Toole und Kathrin Hepburn verfilmt, und einmal mit Patrick Stewart und Glenn Close.
Danke für den Tipp! Den Originalfilm kenne ich, aber das Remake ist mir entgangen. Muss ich mir in dem Fall mal anschauen...
LöschenZufällig gesehen, dass du das Buch auch bewertet hast :). Meine Rezi ist nicht so ausführlich wie deine, aber deckt sich in der Grundaussage.
AntwortenLöschenIch poste mal den Link: http://39410.dynamicboard.de/t4483f70-Leo-G-Linder-Eleonore-von-Aquitanien.html