Elizabeth II: Das Leben der Queen
Thomas Kielinger
C. H. Beck Verlag
ISBN 9783406623608
Ich habe Glück gehabt: da die lesende Minderheit eben ihr
Monatsthema für Mai/Juni "Lies eine Biographie!" ferienhalber bis Ende Juli verlängert hat, kann ich nun doch noch mitmachen. Denn das Buch dazu liegt schon
eine Weile nicht mehr auf meinem Nachttisch, aber irgendwie ist die Rezi
in den letzten Wochen vergessen gegangen... Nun also hier die neue Biographie
von Queen Elisabeth II., pünktlich zum 60. Kronjubiläum erschienen:
Da ihr Vater bei ihrer Geburt nur der Zweitgeborene
war, verbrachte Elisabeth ihre ersten Jahre eher zurückgezogen und behütet. Das
änderte sich schlagartig, als ihr Onkel Edward VIII. auf den Thron verzichtete,
um die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson heiraten zu können. Nun wurden
Elisabeth und ihre Schwester von der Presse umworben und (mit kräftiger
Mitwirkung ihrer Mutter) regelrecht als „Stars“ inszeniert. Nach der nicht
unproblematischen Heirat mit Philipp, der als „Deutscher“ entsprechend
unbeliebt war, obwohl er im 2. Weltkrieg bei der britischen Marine diente,
blieben Elisabeth nur wenige Jahre „Privatleben“, bevor sie ihrem Vater auf den
Thron folgen musste. Und auch wenn ihr damals aufgrund ihrer Unerfahrenheit
wenig zugetraut wurde, so hat sie in den sechzig Jahren seither viele
politische und private Krisen gemeistert und die Monarchie trotz der teils
heftigen Kritik in den Medien als wichtiger Anker für das britische
Selbstverständnis gestärkt.
Thomas Kielinger hat das sehr umfangreiche Quellenmaterial
zu einer teils kritischen, aber auch respektvollen Biographie verdichtet, die
einen informativen Überblick über das Leben von Elisabeth II. bietet. Spannend
fand ich vor allem die erste Hälfte des Buchs, denn von der Kindheit und den
ersten Regierungsjahren der jungen Königin wusste ich bisher fast nichts. Ihre
Schulbildung war aus heutiger Sicht eher mangelhaft, dafür wurde großen Wert
auf Pflichtbewusstsein, Haltung und Manieren gelegt. (Und auch wenn der Autor
das anders sieht, ist das für eine zukünftige Königin wohl die hilfreichere
Erziehung als vertiefte Kenntnisse in Physik oder französischer Literatur.)
Auch die wichtige Rolle der Queen für den Zusammenhalt des Commonwealths war
mir eher unbekannt. Dafür habe ich die Kapitel um Charles und Diana eher
flüchtig gelesen, da konnte Kielinger eigentlich nichts mehr bringen, was man
nicht schon in vielen Varianten erfahren hätte. Aber zu einer seriösen
Biographie der Queen gehören halt auch diese Kapitel, Leservorwissen hin oder
her. Ein Kritikpunkt allerdings bleibt: die schwarz-weiß gedruckten Abbildungen
sind eher dürftig, da wäre besseres Papier und Foto-Qualität hilfreich gewesen,
schließlich ist man sich gerade von der Queen heutzutage schon aus all den
Zeitschriften Hochglanz-Bilder gewohnt. Aber von diesem kleinen Manko abgesehen
dürfte diese auch sprachlich sehr ansprechende Biographie auch für
Nicht-Royalisten lesenswert sein.
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