Moritz Baumstieger
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN 9783499629556
Moritz ist von Köln zu seiner neuen Freundin Julia nach
München gezogen und noch immer recht fremd in der Stadt. Er lebt in den Tag
hinein, ohne Plan, Geld oder Beruf. Um Julia, die sein unstetes Leben nicht
mag, zu beruhigen, spielt er ihr vor, er würde studieren. Als auffliegt, dass
er sie belogen hat, wirft sie ihn raus. Einsam und verlassen gerät Moritz in
die Metzgerei nebenan und klagt dem Metzger Karl sein Leid. Dieser hat neben
einem Teller Sauerbraten auch gute Ratschläge bereit, sowie ein Zimmer im
Austausch für eine helfende Hand. Aber Moritz ist nicht zum Metzger geboren,
also verschafft ihm Karl einen Job als Wiesn-Bedienung, und als das auch nicht
gut geht, als Pilzverkäufer, Museumswärter, Rikschafahrer und Türsteher...
Der Titel wirkt auf den ersten Blick befremdlich, Sülze als
Hausmittel gegen Liebeskummer ist nun nicht jedermanns Sache. Und wer
Vegetarier ist, dürfte an den Wurstrezepten wohl keine Freude haben. Aber die
Story entwickelt sich leicht und flüssig und die klare und schnörkellose
Sprache liest sich ganz angenehm. Der verschrobene Metzger Karl, der für jede
Lebenslage einen passenden Spruch parat hat, ist mir im Lauf der Geschichte ans
Herz gewachsen. Mit Moritz dagegen konnte ich mich nicht anfreunden. Vielleicht
liegt es daran, dass mir nach meinem letzten Buch Hauptfiguren namens Moritz,
die planlos in den Tag hineinleben, unsympathisch sind. (Nebenbei, beide
Autoren heißen auch Moritz – gibt es da einen Zusammenhang? Bücher mit
autobiographischem Touch als Ausweg aus der Zukunftslosigkeit?) Zumindest ist
dieser Moritz nicht ständig besoffen, dafür ist er zu sehr Glückskind. Jedes
Mal, wenn etwas schief geht, greift ein rettender Engel (oder Metzger) ein und
hilft ihm aus der Patsche, was auf Dauer mäßig glaubhaft wirkt. Wer allerdings
nette Unterhaltung sucht und über kleinere logische Schwächen hinweg sehen
kann, dem dürfte diese „Sülze“ ganz gut schmecken.
Übrigens: den Metzger Karl kann man auch bei facebook
finden...
Herzlichen Dank an vorablesen und rororo für das Rezensionsexemplar!
Herzlichen Dank an vorablesen und rororo für das Rezensionsexemplar!
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