Google+ Julias Buchblog: Milena Glimbovski - Ohne Wenn und Abfall

Samstag, 19. Mai 2018

Milena Glimbovski - Ohne Wenn und Abfall

Ohne Wenn und Abfall: Wie ich dem Verpackungswahn entkam
Milena Glimbovski
ISBN 9783462050196



Warum ist jede Bio-Gurke einzeln in Folie eingeschweißt? Muss Käse tatsächlich in drei Schichten Plastik verpackt werden? Wenn wir unseren Wocheneinkauf auspacken, türmt sich ein Riesenberg Verpackungsmüll auf. Ist das wirklich notwendig? Nein, hat Milena Glimbovski beschlossen, das muss auch anders gehen. Also gründete sie ohne Vorkenntnisse, aber mit viel Enthusiasmus und Durchhaltewillen den ersten Supermarkt, der ohne Einwegverpackungen auskommt. Sie zeigt, dass es machbar ist, ohne Abfall zu leben und dem Verpackungswahnsinn die kalte Schulter zu zeigen.

Ich habe hilfreiche Ratschläge erwartet, wie ich unseren Müllberg reduzieren kann, aber ich wurde in vielen Punkten enttäuscht. Erst einmal erzählt die Autorin ausführlich, wieso und wie sie den ersten Unverpackt-Laden eröffnet hat. Ja, das ist eine Leistung, erst recht mit 22, mitten im Studium und ohne kaufmännische Ausbildung. Aber muss das einen Drittel des Inhalts ausmachen? Zumindest aufgrund des Klappentexts habe ich deutlich mehr Ratgeber und weniger Autobiographie erwartet. Aber auch in den restlichen zwei Dritteln dreht sich sehr, sehr viel um Milena Glimbovski, was sich deutlich bei den Tipps zeigt. Vieles davon ist nämlich für Großstadt-Singles oder Paare mit viel Zeit ganz nett, aber für eine Familie schlicht nicht machbar. Da meine Zeit, meine Energie und mein Budget ohne Auto, dafür aber mit kleinen Kindern begrenzt sind, kann ich nicht mal eben 20 km zum nächsten Unverpackt-Laden fahren für den täglichen Einkauf. Vieles ist nicht so einfach, wie die Autorin behauptet, zumindest wenn man über die absolute No-Waste-Doktrin hinausblickt. So gibt es in unserem Supermarkt zwar Milch in Glas-Pfandflaschen, allerdings nicht Bio, ich muss mich also entscheiden zwischen Müll oder Massentierhaltung. Etwas weniger Dogmatismus und Überheblichkeit wäre bei vielen Tipps auch nicht schlecht: der Rat, sich ggf. vom Partner zu trennen, wenn der die eigene Einstellung zum Thema nicht teilt, ist nicht wirklich adäquat, wenn man 10 Jahre verheiratet ist und Kinder hat... Zudem schneidet sie viele Themen an (Minimalismus, Capsule Wardrobe, vegane Ernährung), liefert dann aber kaum vertiefte oder nachprüfbare Fakten dazu. Dafür bietet das Buch überflüssige Infos wie eine Liste aller Unverpackt-Läden. Da viele allerdings nach kurzer Zeit wieder schließen oder umziehen (wie halt bei Neugründungen üblich), taugt die Liste zum jetzigen Zeitpunkt, ein halbes Jahr nach Veröffentlichung, schon nicht mehr viel, also muss man sich sowieso im Internet informieren.

Fazit: als Ratgeber nicht hilfreich. Wer Müll vermeiden will, liest sich besser durch ein paar passende Blogs, da spart man Zeit und Papier.

3 Kommentare:

  1. Hallo Julia,
    du bestätigst den Eindruck, den ich von ihr gewonnen habe, als ich sie mal irgendwo im Tv in einem Interview gesehen habe. Die Idee ist gut und die Leistung, wie du schon sagst, neben Studium und Leben soetwas aufzubauen ist wirklich respektabel, aber sie kam total weltfremd und eben auch überheblich daher. Wer trennt sich denn von seinem Partner, weil er nicht dieselbe Ansicht über Müllvermeidung hat???
    Von daher brauche ich dieses Buch absolut nicht lesen.
    LG
    Yvonne

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    1. Ich finde es einfach schade, dass sie damit der Idee ansich einen Bärendienst erweist. Gerade wenn sie persönlich auch so abgehoben rüberkommt, denken viele, dass Müllerduzierung nur etwas für Freaks ist :(

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    2. Ja, das ist es definitiv. Grundsätzlich finde ich die Idee hinter "unverpackt" auch wirklich gut, aber hier auf dem Land, oder wie du schon sagst mit Mehrpersonenhaushalten nicht so richtig gut machbar bei einigen Lebensmitteln.

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