Google+ Julias Buchblog: Mahtob Mahmoody - Endlich frei

Sonntag, 1. Mai 2016

Mahtob Mahmoody - Endlich frei

Endlich frei 
Mahtob Mahmoody 
Bastei Lübbe 
ISBN 9783431039191

Mahtob Mahmoody, das Mädchen aus "Nicht ohne meine Tochter", legt nun ihre Autobiographie vor. Sie erzählt dabei nicht nur von ihrer frühen Kindheit in den USA, der Zeit als Gefangene ihres Vaters im Iran und der dramatischen Flucht mit ihrer Mutter, sondern vor allem von den Jahren danach. Denn auch nach der Flucht aus dem Iran ist Mahtob kein ruhiges Leben vergönnt. Zwar garantieren das Medienspektakel und die damit verbundene Bekanntheit einen gewissen Schutz, erschweren es aber, zu einem geordneten Alltag zurückzukehren. Und auch als der Rummel um Mutter und Tochter abgeklungen ist, lässt die Vergangenheit sie nicht los. Denn der Vater ist nicht bereit, einfach klein beizugeben, und findet immer wieder Möglichkeiten, Mahtob zu kontaktieren...

Nachdem die Mutter und der Vater ihre Sichtweise in Buchform veröffentlicht haben, meldet sich nun Jahre später auch die Tochter zu Wort. Dabei kommen nicht nur die dramatischen Ereignisse im Iran vor, sondern vor allem wird deutlich, wie schwer es sein muss, unter solchen Bedingungen aufzuwachsen. Trotz allen Versuchen, sich zu verstecken und "normal" zu leben, schafft es der Vater immer wieder, sich in Mahtobs Leben zu drängen, und es ist erschreckend, wie wenig ein Staat bei einer so diffusen Bedrohungslage tun kann, um seine Bürger zu schützen. Allerdings sind einige Passagen etwas langatmig geraten, besonders in der Zeit nach der Flucht. Da schildert Mahtob Mahmoody über weite Strecken den normalen Alltag an Schule und Uni, mit den typischen Problemen, die ein Teenager in diesem Alter eben hat. Zeitweise scheint das Buch auch relativ unreflektiert, besonders was die Gefühlslage der Autorin betrifft. So schreibt sie immer wieder, dass sie ihrem Vater verziehen habe. Gleichzeitig sprechen diverse Passagen von tiefsitzendem Abscheu und Hass, und als ein Onkel sehr behutsam und betont neutral zu vermitteln versucht, macht sie sofort dicht und bricht auch unverzüglich den Kontakt zu dem bisher geliebten Onkel ab. Das ist angesichts der Vergangenheit durchaus verständlich, aber entsprechend irritierend und oberflächlich wirken dann die vielen Beteuerungen zur Vergebung. "Endlich frei" ist also als (deutscher) Titel eher irreführend, denn letztlich ist der Tod des Vaters zwar ein Abschluss, aber wirklich mit ihrer Vergangenheit im Reinen scheint Mahtob Mahmoody noch immer nicht zu sein. Auch sprachlich ist das Buch stellenweise recht holprig, wobei ich da nicht beurteilen kann, ob das Mahtob Mahmoodys Stil ist oder an der Übersetzung liegt.

Fazit: Eine interessante Ergänzung zu "Nicht ohne meine Tochter", aber in vielen Teilen ist der Inhalt entweder bekannt oder dann mäßig packend.

2 Kommentare:

  1. Nicht ohne meine Tochter kenne ich noch gar nicht, würde ich dann vermutlich eher mal leses als dieses hier. :)

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    1. In dem Fall würde ich auch erst "Nicht ohne meine Tochter" empfehlen, sonst versteht man so einiges nicht richtig, auch wenn sie einiges widerholt. Aber auch "Nicht ohne meine Tochter" muss man nicht zwingend gelesen haben, ich habe es damals als recht reisserisch empfunden. Es war damals halt aktuell...

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