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Donnerstag, 28. Januar 2016

Uta Eisenhardt - Vier Zimmer, Küche, Boot

Vier Zimmer, Küche, Boot: Eine Familie zieht aufs Wasser
Uta Eisenhardt
ISBN 9783667104250


Mit zwei kleinen Kindern in ein Hausboot ziehen? Erst ist Uta Eisenhardt nicht sonderlich begeistert vom Vorschlag ihres Mannes. Die Vorstellung vom Leben auf dem Wasser ist für sie völlig neu, sie mag weder Schwimmen noch höheren Wellengang. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Ideen lässt sich Felix von diesem Projekt nicht so leicht abbringen. Und auch wenn Uta klar ist, dass es nicht immer einfach wird, lässt sie sich von seinem Enthusiasmus anstecken...

Die Autorin schreibt klar und schnörkellos von ihrer alternativen Wohnform und den damit verbundenen Folgen. Zu Beginn ist es faszinierend, die Entwicklung von "WS 3454" zur schmucken Helene zu verfolgen und mitzuerleben, wie die neuen Bewohner ihr Leben auf dem Wasser meistern. Aber bald treten die Schwachstellen dieses Buches hervor. Für ein informatives Sachbuch bietet "Vier Zimmer, Küche, Boot" letztlich trotz der fünf Seiten mit nützlichen Hinweisen zu wenige Informationen, weil es sich hauptsächlich um Familie Eisenhardt dreht. Für einen spannenden Erfahrungsbericht dagegen ist der Schreibstil zu oberflächlich und emotionslos, die Kapitel plätschern anekdotenhaft dahin, ohne dass man sich wirklich ein genaueres Bild von der Persönlichkeit der Protagonisten machen kann. Zudem fehlt vielen Episoden der erzählerische Abschluss oder die innere Kohärenz. Sei es beispielsweise, dass die Suche nach einem Liegeplatz immer noch offen ist oder dass die Polizei nicht weiter ermittelt, das Kapitelende kommt oft relativ abrupt, die Geschichten laufen ins Leere. Das mag teilweise dadurch bedingt sein, dass ein Problem zum Zeitpunkt der Manuskriptabgabe noch ungelöst ist, unbefriedigend für den Leser bleibt es trotzdem. An anderen Orten wechselt innerhalb des Kapitels plötzlich der inhaltliche Fokus, da fehlt der Zusammenhang. So ist etwa für den Leser nicht ersichtlich, was das urlaubsbedingte Bootshüten mit dem undichten Abwasserschlauch zu tun hat, außer dass die Ereignisse zufälligerweise zeitlich aufeinander folgen. Diese erzähltechnischen Mängel erstaunen, wenn man bedenkt, dass Uta Eisenhardt das Schreibhandwerk beherrschen sollte, da sie seit Jahren als Gerichtsreporterin und Autorin tätig ist. Aber das Leben auf einem Hausboot ist eben kein Kriminalfall, den man betont nüchtern und sachlich von der Tat bis zum Urteil abhandeln kann.

Fazit: Eigentlich ganz vielversprechend, aber leider hat die Autorin das Genre verfehlt.


Herzlichen Dank an Vorablesen für das Rezensionsexemplar!

2 Kommentare:

  1. Ein Buch, dass ich mir nie näher angeschaut hätte. Wird jetzt auch nicht passieren. Aber der Titel ist niedlich.

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    1. Das stimmt, der Titel ist gelungen, und die Fotos vom Innenleben der "Helene" sind auch ganz nett. Sehr stilvoll und bemerkenswert geräumig. Aber sonst ist das Buch wohl nur was für Leute, die vom eigenen Hausboot träumen...

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