Kirsten Wulf
ISBN 9783462044973
Elena ist mit ihrem Leben unzufrieden. Als sie dann auch
noch an ihrem 40. Geburtstag durch Zufall erfährt, dass ihr Mann sie mit seiner
Sekretärin betrügt, reicht es ihr. Sie schnappt sich Kind und Koffer und fährt
nach Apulien ins kleine Städtchen Lecce zu ihren Verwandten. Bei ihrem Onkel
Gigi kann sie in Ruhe ihre Ehe überdenken und neue Zukunftspläne schmieden.
Auch Michele ist neu in Lecce. Ihn hat nicht eine Ehekrise in die Stadt
geführt, sondern eine alte Postkarte, die er nach dem Tod seiner Mutter in
ihren Unterlagen gefunden hat. Seine Mutter Lucia scheint als junges Mädchen
aus Lecce nach Rom geflohen zu sein, hat aber noch einen Bruder dort, von dem
Michele bisher nichts wusste. Hat sein unbekannter Vater etwas mit dieser
Geschichte zu tun? Michele findet rasch seinen Onkel, will sich aber erst zu
erkennen geben, wenn er das Rätsel gelöst hat. Dann allerdings trifft er Elena,
was die Sachlage verkompliziert. Diese wiederum hat eigentlich weder Zeit noch
Lust, sich mit dem gutaussehenden Fremden zu befassen. Zusammen mit ihrer
Freundin ist sie auf der Suche nach der Schwester ihrer Haushaltshilfe, einer
jungen Frau aus Nigeria, die illegal ins Land gekommen ist und seither spurlos
verschwunden ist...
Ein gutgeschriebener Roman, in dem mehr steckt, als man
anhand des Klappentextes erahnen kann. Die sich anbahnende Romanze zwischen Elena und
Michele ist nur die Rahmenhandlung, denn eigentlich geht es um ernste Themen
wie Mafia, Erpressung und Menschenhandel. Trotzdem sorgen die Romanze und vor
allem die lebensecht gezeichneten Nebenfiguren wie Onkel Gigi mit seinen
exzentrischen Anfällen dafür, dass die Geschichte eine gewisse Leichtigkeit
behält. Allerdings ist genau diese Gratwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und
Unterhaltung manchmal problematisch. Ich habe mich beim Lesen echt geärgert
über die Naivität der beiden Hobbydetektive. Hallo, schon mal davon gehört,
dass es in Italien sowas wie Mafia geben soll? Und dass diese es nicht schätzt,
wenn unbedarfte Fremde ihre Nasen allzu tief in ihre Angelegenheiten stecken?
Dass es am Schluss trotz allem ein Happy End gibt (was ja klar war) und Michele
mit einer Gehirnerschütterung und diversen Prellungen davonkommt, ist definitiv
nicht der Realitätsnähe der ansonsten sehr glaubhaft geschilderten mafiösen
Verflechtungen geschuldet! Aber der Charme dieser italienischen Kleinstadt, der
aus jeder Zeile spürbar wird, entschädigt auch für diesen Ausrutscher.
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