Google+ Julias Buchblog: Kai Meyer - Phantasmen

Dienstag, 12. Mai 2015

Kai Meyer - Phantasmen

Phantasmen
Kai Meyer
ISBN 9783551583314


Ein unheimliches Phänomen verbreitet sich auf der Erde. Einer nach dem anderen erscheinen die Geister der Verstorbenen am Ort ihres Todes, als durchsichtige leuchtende Figuren, die sich der Sonne zuwenden und ansonsten regungslos dastehen. Rain und ihre Schwester Emma, die bei einem Flugzeugabsturz ihre Eltern verloren haben, wollen die Gelegenheit nutzen, um diese noch einmal zu sehen, und reisen zur Unglücksstelle. Auch der Norweger Tyler ist dort, dessen Freundin Flavie auch unter den Opfern war. Doch als die Geister dann auftauchen, sind es statt der erwarteten 94 Erscheinungen nur 82, 12 fehlen, darunter Flavie. Doch den Jugendlichen bleibt wenig Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn statt wie bisher unbeweglich dazustehen, beginnen die Geister zu lächeln. Und dieses Lächeln ist böse, denn es bringt die menschlichen Herzen in der Nähe zum Stillstand...

Am Anfang hat mir das Buch noch ganz gut gefallen. Die lächelnden Geister sind etwas Außergewöhnliches und toll beschrieben, das erzeugte eine ganz eigene, unheimliche Stimmung. Aber dann kippte die Handlung, statt Grusel stand Action im Vordergrund, zudem wurden immer neue Themen und Problemfelder angeschnitten. Aber alles blieb furchtbar oberflächlich und das rasante Tempo konnte nur unzureichend über die vielen Unstimmigkeiten und Informationslücken hinwegtäuschen. Dazu kamen Figuren, die fast so blass waren wie die Geister. Rain beispielsweise sollte mit dem seltsamen Namen, roten Dreadlocks, ihren Angstzuständen und den schwierigen Familienverhältnissen wohl irgendwie besonders wirken, aber ich fand sie nur gluckenhaft und fade. Gerade das Afrika-Trauma war sowohl in seiner ursprünglichen Form als auch in der Einbindung in den Verlauf der Geschichte derart an den Haaren herbei gezogen, dass es wirklich lächerlich war. Auch Rains Romanze mit Tyler fehlte es an Tiefe, die Gefühle der beiden blieben bis zum Schluss nicht nachvollziehbar, besonders da Tyler doch angeblich noch um seine große Liebe Flavie trauerte. Und der Schluss ist zwar atmosphärisch stimmig, aber mir geht da alles zu schnell und es bleiben zu viele Fragen offen. Ich habe deshalb lange zwischen zwei und drei Sternen geschwankt und nur aufgrund der gelungenen Apokalypse-Szenarien aufgerundet, die vereinzelt zwischen den Verfolgungsjagden aufblitzten und ahnen ließen, was für ein Potenzial die Geschichte eigentlich gehabt hätte.

Fazit: eine tolle Grundidee, aber zu viele Themen, die alle nur oberflächlich angeschnitten wurden, und Figuren, denen dafür die Tiefe fehlte – weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.

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