Bettina von der
ABS-Lese-Ecke will im Rahmen ihrer Blogparade wissen:
Was haltet ihr von Autorenlesungen? Hmm, gar nicht so einfach, denn ich habe da schon so viele unterschiedliche Erfahrungen gemacht, dass es schwer ist, zu einem abschließenden Urteil zu kommen.
Eigentlich mag ich Lesungen gerne, weil
ich so oft Bücher kennenlerne, die ich sonst nie zur Hand genommen hätte. Da
mir Fan-Schwärmereien fremd sind, ignoriere ich Lesungen bekannter Autoren fast
immer. Ich mag mich nicht schon Wochen vorher um Tickets bemühen, mit hunderten
anderen Menschen in einen Saal quetschen und zum Schluss noch stundenlang zum
Signieren Schlange stehen. Aber gerade bei kleineren Veranstaltungsorten wie
Literaturcafés oder lokale Bibliotheken trifft man ja nicht die Superstars der
Szene, sondern meist unbekannte Autoren, von deren Büchern ich noch nie zuvor
gehört habe. Das ist einerseits super, weil ich so nicht nur meinen Horizont
erweitern kann, sondern auch in Bücher reinhören und einen vertieften Eindruck
von Inhalt und Stil gewinnen kann, bevor ich mich für oder gegen einen
Bücherkauf entscheide
Allerdings birgt die Tatsache, dass man
auf kleineren Lesungen fast nur unbekannte Autoren trifft, auch ein gewisses
Risiko. Ich habe schon sehr spannende Vorträge erlebt, bei denen das Publikum richtig
in die Geschichte eintauchen konnte. Aber allzu oft habe ich auch das Gegenteil
erfahren, denn längst nicht jeder, der schreiben kann, kann auch vernünftig
vorlesen. Manchmal hatte ich wirklich den Eindruck, als würden die Autoren
Lesungen nur abhalten, weil ihr Verlag drauf besteht, und als sei ihnen
gleichgültig, wie diese Pflichtveranstaltungen beim Publikum ankommen. Die
einen leiern ihren Text in eintönigstem Tonfall herunter, als seien sie
überhaupt nicht daran interessiert, was drin steht. Andere rasen stakkatohaft
durch die Seiten, weil sie nervös sind und das Ganze möglichst schnell hinter
sich haben wollen. Die schlimmste Lesung, die ich erlebt habe, war allerdings
ein Versuch, die dröge Sprechweise des Autors durch Live-Musik zu beleben. Dummerweise
passten die ausgewählten Stücke so gar nicht zum Inhalt. Die Geschichte war ein
Krimi, und kaum hatte man sich trotz der uninspirierten Vortragsweise halbwegs
in die Geschichte reinfinden können, kam wieder eine Pause mit esoterisch
angehauchter Sphärenmusik, die jegliche Spannung sofort wieder zunichte machte.
In der Pause bin ich geflüchtet, zusammen mit einem großen Teil des
Publikums...
Fazit: Autorenlesungen können eine
tolle Gelegenheit sein, neue Bücher und ihre Schöpfer kennenzulernen. Allerdings
wäre es hilfreich, wenn die Autoren die Grenzen ihrer Fähigkeiten realistisch
einschätzen würden, denn nicht jeder, der schreiben kann, kann auch mitreißend lesen.
In diesem Fall sollte man sich entweder einen Sprecher suchen, oder sich mal
vertieft mit der Materie befassen, denn auch Vortragen kann man lernen.