Google+ Julias Buchblog: Antonia Neumayer - Selkie

Donnerstag, 31. August 2017

Antonia Neumayer - Selkie

Selkie
Antonia Neumayer
ISBN 9783453317994


Kate lebt zusammen mit ihrem älteren Bruder Gabriel, ihrem Vater und vielen Schafen auf einer kleinen Insel im Orkney-Archipel. Seit einiger Zeit macht sie sich Sorgen, da ihr Bruder verschlossen und traurig wirkt, aber nicht über den Grund redet. Als eines Tages drei Fremde auftauchen und Gabriel mit ihnen die Insel verlassen will, ist sie sicher, dass etwas nicht stimmen kann. Sie schleicht sich nachts an Bord des Schiffes, um ihren Bruder zu retten. Doch dann merkt sie, dass sie nicht die einzige blinde Passagierin an Bord ist. Und als ein Schuss fällt, springt sie mit dem geheimnisvollen Ian ins eiskalte Meer...

Als ich das Buch zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich es unbedingt lesen. Ich finde Selkies (Robben-Menschen) spannend, auch weil sie nicht gerade häufig vorkommen in phantastischer Literatur. Allerdings konnte mich diese Adaption des Selkie-Themas nicht überzeugen. Die Idee ist zwar gut, aber ich fand das Buch sehr langatmig, die Autorin verliert sich oft in ziemlich belanglosen Details. Das hat den Vorteil, dass man sich das Drumherum sehr plastisch vorstellen kann, aber wenn über dutzende Seiten kaum etwas passiert, ist auch das farbigste Setting irgendwann langweilig. Durch den Wechsel der Perspektiven werden einige Details recht früh verraten, was der Spannung auch nicht zuträglich ist. Und wer den Titel gelesen hat, dürfte das Rätselraten um Ian und seine Freunde nicht wirklich fesselnd finden... Die Charaktere können die Geschichte nicht wirklich über diese Längen tragen. Die Protagonistin benimmt sich oft nicht nur naiv, sondern regelrecht kindisch und unüberlegt, als sei sie erst 10 oder 12 Jahre alt statt der angeblichen 17. Das wird schon am Anfang der Geschichte deutlich. Dem Klappentext nach könnte man meinen, Gabriel werde entführt, dem ist aber nicht so. Er geht freiwillig an Bord eines Schiffes, nachdem er mehrfach mit diesen Männern geredet hat. Und wie Kate kurz zuvor erfährt, weiß offenbar die halbe Insel, wer diese Männer sind und warum Gabriel mitgeht, auch wenn sie selbst keine Ahnung hat ist. Aber statt ihren Bruder, ihren Vater oder sonst einen der Eingeweihten zur Rede zu stellen, schleicht sie sich ohne weiteren Plan an Bord eines Schiffes mit unbekanntem Ziel, mit einer Besatzung, die sie für gefährlich hält?! Und statt aus ihren Fehlern zu lernen, rennt Kate bei der nächsten Gelegenheit wieder blindlings ins Schlamassel und reagiert dann auch noch gereizt und überheblich, wenn ihr jemand ihr kopfloses Handeln vorhält. Es ist ja schön, wenn die Protagonistin nicht perfekt ist, weil es sie lebensechter macht, aber irgendwann fand ich das dann nur noch anstrengend und nervig. Immerhin hat die Autorin die Geschwisterbeziehung in den Mittelpunkt gestellt und dafür88 auf die übliche Liebesgeschichte verzichtet, erst ganz am Schluss werden tiefere Gefühle deutlich. Da das Ende aber sehr offen bleibt, ist unklar, ob da in einem zweiten Band noch etwas kommt. Ich werde den jedenfalls nicht mehr lesen, trotz der Selkies. Und wer neugierig auf die schottische Mythologie und die Robben-Wesen geworden ist, dem kann ich stattdessen Wellentraum empfehlen.

Fazit: mal was anderes, aber langatmig und mit einer selten naiven und dämlichen Protagonistin


Herzlichen Dank an Randomhouse für das Rezensionsexemplar.

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