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Donnerstag, 13. Juli 2017

John Williams - Augustus

Augustus
John Williams
ISBN 9783423280891


Als 44 v. Chr. Julius Caesar ermordet wird, bestimmt er in seinem Testament seinen 18-jährigen Neffen Gaius Octavius zu seinem Adoptivsohn und Erben. Wider Erwarten schafft es dieser, sich gegen alle Feinde und Konkurrenten zu behaupten und nicht nur als Caesar Augustus die Alleinherrschaft zu erringen, sondern sie (anders als sein Adoptivvater) auch auf Dauer zu sichern. Diesen Weg vom etwas linkischen Teenager zum ersten Kaiser des römischen Reiches beleuchtet John Williams in seinem Roman aus den verschiedensten Blickwinkeln. Aus fiktiven Briefen, Senatsprotokollen, Tagebucheinträgen etc. entsteht so wie ein Mosaik ein Bild dieses Mannes, der wie kein anderer die römische Geschichte geprägt hat.

Die Idee, Augustus' Biographie als Briefroman zu verfassen, klingt ambitioniert, aber reizvoll. Da ich Alte Geschichte studiert habe, waren meine Anforderungen an fiktive römische Textfragmente hoch, damit ich sie als halbwegs plausibel empfinde. Aber zumindest zu Beginn war ich sehr angetan von diesem Buch, die Berichte von Augustus' Jugendgefährten wirken sehr authentisch. Die Sprache mögen manche als sperrig empfinden, ist aber recht gut dem lateinischen Sprachfluss und Ausdrucksweise nachempfunden. Leider wird es im zweiten Teil, wo es um Augustus' Familie und insbesondere um seine Tochter Julis geht, deutlich rührseliger. Und der kurze dritte Teil, wo der alte, desillusionierte Kaiser auf sein Leben zurückblickt, ist eine nette Betrachtung über Macht und deren Einfluss auf den menschlichen Charakter, kann den zwiespältigen Eindruck aber nicht mehr korrigieren. Dieses Abrutschen ins Melodramatische mag der Entstehungszeit geschuldet sein (die Erstveröffentlichung war 1971), ändert aber nichts an der Tatsache, dass das Buch für mich ab der Hälfte stetig an Faszination verlor, aber durch den mosaikartigen Aufbau mit den ständig wechselnden zahlreichen Erzählern gleichbleibend anstrengend zum Lesen war (Lesern, die mit der römischen Geschichte nicht ganz so vertraut sind, helfen ein Personenregister und eine knappe Zeittafel, den Überblick zu behalten).

Fazit: die Augusts-Biographie als Mosaik ist eine spannende Idee, kann aber leider nicht durchgehend überzeugen

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