Google+ Julias Buchblog: Eva Stachniak - Der Winterpalast

Samstag, 23. Januar 2016

Eva Stachniak - Der Winterpalast

Der Winterpalast
Eva Stachniak
ISBN 9783458359708


Die junge Waise Warwara gelangt als Bedienstete an den Hof der Zarin Elisabeth. Durch Zufall wird der mächtige Kanzler Bestuschew auf sie aufmerksam und bildet sie zur „Zunge“, also als Spionin aus. Warwara macht ihre Sache gut und bald gehört sie trotz ihrer einfachen Herkunft zum vertrauten Kreis um die Herrscherin. Als die blutjunge Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst als künftige Gemahlin des Thronfolgers an den Hof kommt, soll Warwara auch sie bespitzeln. Aber ihr imponiert das kluge Mädchen, dass am Hof so fremd ist wie sie selbst, und so wird sie von der Spionin zur engen Freundin und Vertrauten der künftigen Kaiserin Katharina...

Während viele historische Romane sich in seitenlangen, kitschigen Schilderungen von Intrigen und Romanzen ergehen und in üppigen Details den Prunk von Kleidern und Palästen umschreiben, fand ich diesen Roman zu Beginn wohltuend anders. Die Sprache ist schlicht und schnörkellos, ausufernde Beschreibungen gibt es nicht. Allerdings war genau das letztlich zu viel des Guten. Obwohl das Buch 530 Seiten lang ist, passiert erstaunlich wenig. Intrigen werden zwar erwähnt, aber selten so ausgeführt, dass sie nachvollziehbar wären. Liebesgeschichten, Geburten, Feiern und Schlachten finden zwar statt, aber quasi außerhalb des Erzählradius’, auf Details wartet man vergebens. Gerade bei der Protagonistin wurde das bald zu einem echten Problem. Ich konnte mit ihr einfach nicht warm werden, sie blieb blass und langweilig. Die sexuellen Übergriffe des Kanzlers, die Zwangsheirat mit einem Garde-Offizier und danach die angebliche Trauer über dessen Tod: alles wird zwar beschrieben, bleibt aber für mich als Leserin farb- und emotionslos, als läse man eine Nachrichtendepesche. Zudem war sie teilweise für eine Top-Spionin erstaunlich naiv und dämlich. Anders kann man beispielsweise nicht erklären, dass sie sofort für Katharina schwärmt, obwohl sie vorher jahrelang gelernt hat, niemandem zu trauen. Entsprechend fade bleibt dann der Schluss, Warwaras Enttäuschung über den „wahren Charakter“ der neuen Kaiserin ist ziemlich unglaubwürdig. Denn jemand, zu dessen Tagesgeschäft Intrigen und Manipulation gehört, kann wohl kaum tatsächlich glauben, dass eine junge Prinzessin, die sich jahrzehntelang an einem Hof behaupten kann, wo sich zeitweise nahezu alle gegen sie verschworen haben, ein Unschuldslamm mit reinem Herzen ist.

Fazit: ein Buch, das so farblos ist wie sein Cover...

2 Kommentare:

  1. Schade, dass du bei diesem Buch kein Glück hattest. An sich klingt die Prämisse ja nicht schlecht. Ich hoffe, beim nächsten Buch hast du mehr Glück.

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  2. Das steht auch auf meiner Leseliste - mal sehen, ob meine Meinung ähnlich ausfällt ;-).

    LG, Franziska

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