Google+ Julias Buchblog: Weltbild ist pleite

Samstag, 11. Januar 2014

Weltbild ist pleite

Der Boykott-Aufruf hat offenbar funktioniert: nachdem im Sommer bekannt geworden war, dass der Weltbild-Konzern, der der katholischen Kirche Deutschland gehört, schwule Autoren diskriminiert und entsprechende Bücher aus dem Sortiment genommen hat, gleichzeitig aber prominent mit Erotik-Bestsellern wie "50 Shades of Grey" wirbt, hat Weltbild offenbar stetig Kunden verloren. Nun mögen die Eigentümer offenbar nicht länger Geld in ein defizitäres Unternehmen stecken und haben gestern Insolvenz angemeldet (klick). Aus den Umbauplänen, die den Konzern wieder wettbewerbsfähig machen sollten, wird also wohl nichts. Allerdings dürften dabei nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern auch kircheninterne Rivalitäten eine Rolle gespielt haben (klick). Dass dadurch wohl tausende Arbeitsplätze verloren gehen, stört die Kirchenleute dabei offenbar nicht. Entsprechend empört äußert sich Ver.di-Vertreter Thomas Gürlebeck: „Jahrelang fette Gewinne abschöpfen und sich so die Prunkbauten mitfinanzieren lassen und dann, wenn die Belegschaft Hilfe braucht, zugesagte Gelder wieder streichen. Widerlicher geht es eigentlich nicht."

Mir tun die betroffenen Mitarbeiter Leid, die nun wegen der Doppelmoral der Konzern-Eigentümer ihren Job verlieren. Allerdings bin ich insgesamt froh, dass es so gekommen ist. Der Buchhandel ist ein wirtschaftlich schwieriges Pflaster. Die Menschen kaufen nicht mehr Bücher, sie kaufen sie in Zukunft aber eher bei Läden und Unternehmen, deren moralischer Anspruch und tatsächliches Verhalten nicht derart offenkundig auseinanderklaffen.

16 Kommentare:

  1. Hi Julia,

    ich befürchte auf die meisten wird das hier nicht zutreffen: "Die Menschen kaufen nicht mehr Bücher, sie kaufen sie in Zukunft aber eher bei Läden und Unternehmen, deren moralischer Anspruch und tatsächliches Verhalten nicht derart offenkundig auseinanderklaffen."
    Aber die Hoffnung stirbt zuletzt =)

    LG
    Anja

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    1. Nun ja, bei uns in der Nähe ist eine kleine Buchhandlung in Schwierigkeiten, seit ein paar Meter weiter eine Weltbild-Filiale aufgemacht hat. Selbst wenn auch nur ein paar wenige Bücher mehr bei lokalen Buchhändlern verkauft werden und der Löwenanteil an Amazon geht, trauere ich Weltbild nicht hinterher. Amazon ist zwar definitiv auch nicht das Gelbe vom Ei, aber die stehen wenigstens halbwegs offen zu ihrem Verkaufsmodell. Und hoffen schadet nie ;)

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  2. ist echt schade für die Mitarbeiter, aber bei Weltbild hab ich schon lang nichts mehr gekauft.. Irgendwie fand ich das noch nie so ansprechend, keine Ahnung, warum. War da auch mit dem Kundenservice nie zufrieden..

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  3. Wow, das ist natürlich immer schade wenn so ein großer Konzern aufgibt da nun viele Menschen arbeitslos sind. Ich habe eigentlich auch schon lange nichts mehr bei Weltbild eingekauft bis vor zwei Wochen wo ich mir 'Die Tribute von Panem - Sonderedition 1-3' gekauft habe weil ich den Schuber bei anderen Onlineshops nicht mehr finden konnte.
    Kann man den jetzt noch etwas bei Weltbild.at kaufen, den ich habe nämlich vor kurzem bei deren Wettbewerb 'Kommentar des Monats' 20€ gewonnnen und würde den Gutschein ungern verstreichen lassen.
    Lg. Jasi

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    1. Soweit ich weiss, sind weder die Läden noch die Online-Shops akut betroffen, der Verkauf geht vorerst normal weiter. Dein Gutschein sollte also kein Problem werden, solange du nicht ein Jahr damit wartest ;)

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    2. Heute morgen habe ich in der Zeitung gelesen, dass nur die Filialen von Weltbild geschlossen werden, aber der Versandhandel weltbild.de soll weiterbetrieben werden ;)

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  4. Mir gefällt deine Hoffnung, dass Kunden sich die Unternehmen, bei denen sie kaufen, künftig besser aussuchen. Allerdings befürchte ich, dass das vermutlich nicht auf die Mehrheit zutrifft und außerdem wird es ja immer schwerer, die Unstimmigkeiten herauszufinden. Im Grunde ist ja fast jeder Kauf mit einer Abwägung der Nachteile behaftet. Keine Nachteile (oder als schlecht zu beurteilende Umstände) gibt es ja kaum noch.
    Ansonsten stimme ich deinem Artikel natürlich zu. :-)))

    herzlichen Gruß
    Brigitta

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    1. Klar, ideale Umstände gibt es kaum mehr, jeder Kauf ist irgendwo problembehaftet. Aber dass im Juni die Diskriminierung von homosexuellen Autoren bekannt wurde und die Weltbild-Leitung in ihrer Pressemitteilung als wesentlichen Insolvenzgrund die deutlich rückläufigen Umsatzzahlen seit anfangs Juli angibt, lässt mich glauben, dass die Menschen doch nicht so ganz blind einkaufen, wie das oft behauptet wird. :-) Und der stationäre Buchhandel ist derart hart umkämpft, dass offenbar bewusste Käufer den entscheidenden Unterschied ausmachen können, selbst wenn es nicht viele sind.

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  5. Irgendwie sehr schade, aber ich denke auch dass Amazon bzw der große Internet Markt auch eine große Schuld beiträgt:(
    Ich habe in einer Buchhandlung (nicht bei Weltbild) meine Ausbildung gemacht und war schon immer darüber verwirrt, dass dieses Unternehmen mit seinen E-Readern bewirbt, mehr als das eigene Buch selbst.
    Aber man muss halt mit dem Trend gehen..
    ich hoffe für die Mitarbeiter dass sie schnell eine neue Alternative finden!

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  6. Sehr, sehr schade - denn gerade Weltbild hatte sehr oft zu einem unschlagbar günstigen Preis Neuauflagen zu deutschsprachiger Fachliteratur teilweise von 1900, an die man sonst sehr schwer herankommt. Ich habe so viel Fachliteratur von dort... :(
    Da war Weltbild wirklich unschlagbar.

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    1. Fachliteratur? Das ist mir neu. Ich habe Weltbild bisher nur als Läden mit seichten Romanen, Kochbüchern und Dekoramsch wahrgenommen. Aber in diesem Fall kannst du nur hoffen, dass dieser Teil des Verlagsgeschäft einen Käufer findet, der das weiterführt...

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    2. Ja, ich bezog über Weltbild größtenteils Bücher wie die vollständige "Geschichte der Kriegskunst" von Delbrück und andere Sachbuchraritäten, die ich sonst nirgends finden konnte - oder nur völlig überteuert. Belletristik habe ich dort so gut wie nie gekauft.
      Das hoffe ich auch :(.

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  7. So ganz stimmt Dein Blog-Post aber nicht... Sie wollten mit 40 Mio. frischem Kapital umbauen, aber jetzt ist rausgekommen dass sie 130 Mio. bräuchten. Deswegen jetzt die vorläufige Insolvenz (also ein Schutz des Unternehmens vor Gläubigern mit derzeit noch vollkommen offenem Ausgang!). Die 40 Mio. sollen jetzt in einen Sozialfonds für die Mitarbeiter fließen.

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    1. Die 130 Mio wären nur für den Umbau, dazu kommt aber nach Aussage des Weltbild-Aufsichtsratschef noch "eine dreistellige Millionensumme für die Entschuldung des Unternehmens". Weltbild schreibt in seiner Pressemitteilung: "Das auch für die nächsten drei Jahre erwartete geringere Umsatzniveau verdoppelt den Finanzierungsbedarf bis zur Sanierung. Gestern hat sich entgegen der Erwartung der Geschäftsführung heraus gestellt, dass die notwendige Finanzierung nicht zur Verfügung stehen wird." Das alles klingt nicht nach einem offenen Ausgang, selbst wenn das rein formal möglich wäre.
      Und über einen Sozialfonds für die Mitarbeiter wird verhandelt, aber definitiv ist da noch gar nichts, zudem hilft das ja nur denjenigen Mitarbeitern, die bei einer Entlassung als Härtefälle eingestuft werden.

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  8. Schade, ich habe Weltbild immer sehr gemocht, auch den Katalog von ihnen, aber selten da gekauft wegen der Preise, die höher sind als da wo ich zu bestellen pflege. Allerdings wusste ich nicht von der krummen Art des Verlags, sonst hätte ich mir die Sympathie wohl nochmals überlegt!

    Hoffentlich ist das nur nicht ein Zeichen, dass alle Buchverlage langsam sterben!

    Küsschen, Mila

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  9. Hallo
    Dein Blog gefällt mir generell sehr gut und ich finde es toll, dass du deinen Blog dafür genutzt hast auf dieses schwierige Thema aufmerksam zu machen!
    Ich sehe es ebenfalls wie du; Die Mitarbeiter können einem leid tun, der Arbeitsmarkt ist ein hartes Pflaster.
    Übrigens gefällt mir auch sehr gut, dass du deine Meinung und Fazit mit Quellen belegst, vorbildlich!

    Liebe Grüße!
    http://flulu-unbound.blogspot.de/

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