Google+ Julias Buchblog: Ken Follett - Sturz der Titanen

Freitag, 22. Juni 2012

Ken Follett - Sturz der Titanen


Sturz der Titanen: Die Jahrhundert-Saga
Ken Follett
Bastei Lübbe
ISBN 9783785724064

Europa im Jahr 1914: ein Kontinent im Umbruch. In allen Ländern zeichnen sich größere gesellschaftliche Veränderungen ab, mit denen so mancher seine liebe Mühe hat. Die herrschenden Klassen fühlen sich bedrängt, können den drohenden Machtverlust aber nicht aufhalten. Zudem wirft der kommende Krieg erste Schatten voraus, auch wenn die meisten das nicht wahrhaben wollen. In dieser beklemmenden Atmosphäre beginnt der Roman, ein grandioses Epos über den ersten Weltkrieg, seine Ursachen, seine Entwicklung und seine Folgen. Und wie meistens bei Ken Follett gibt es nicht nur ein-zwei Protagonisten, sondern gleich eine ganze Menge, quer durch alle sozialen Schichten und verteilt auf England, Deutschland, die USA und Russland. Da gibt es englische Lords und Ladys, eine walisische Bergarbeiterfamilie, ein russisches Brüderpaar, deutsche Adlige sowie einen amerikanischen Politiker. Und ihre Schicksale sind alle irgendwie miteinander verknüpft.

Wie so oft bei Ken-Follett-Romanen stört mich der Titel, „Sturz der Titanen“. Welche Titanen werden denn da gestürzt? Die deutsch-österreichische Aristokratenfamilie der von Ulrichs, Diplomaten und Militärs, die mit dem Krieg auch den Großteil ihrer Privilegien und ihres Besitzes verlieren? Oder der englische Earl Fitzherbert, ein Vertrauter des Königs, der neben viel Land auch einige sehr lukrative Kohlebergwerke besitzt, aber am Ende des Buchs trotzdem viele seiner Privilegien eingebüsst hat und erleben muss, wie seine verstoßene Geliebte als Labour-Abgeordnete ins Parlament einzieht? Oder etwa Fitzherberts aus Russland stammende Frau, Fürstin Bea, die durch die russische Revolution ihre Familie sowie ihren dortigen Besitz verliert? Alle diese Personen sind so fein gezeichnet, dass sie sehr plastisch, sehr real wirken, aber für Titanen sind sie definitiv zu menschlich, haben sie zu viele Schwächen und Ängste. Und die restlichen Figuren arbeiten hart und meist erfolgreich an ihrem sozialen Aufstieg und persönlichem Erfolg, da fehlt neben den „Titanen“ auch der „Sturz“.

Nicht nur die Personen sind sehr gut gezeichnet, das ganze Buch ist unglaublich exakt recherchiert, jedes Detail wird realitätsgetreu beschrieben, jede Situation genau erklärt. Dadurch ist der Roman sehr lehrreich, aber leider stellenweise auch sehr langweilig. Irgendwann hat man als Leser genug von den verschlungenen Wegen und Intrigen der Politik, genug von den einzelnen verworrenen Kriegsentwicklungen, genug von den Leiden der Schützengräben, schließlich will man einen Roman und kein Geschichtslehrbuch lesen. Auch sonst sind die Szenen schon fast zu detailreich beschrieben. Ein Buch, das so vieles so genau ausführt, lässt leider wenig Raum für die Vorstellungskraft des Lesers, und das ist bei mehr als tausend Seiten auf die Dauer doch recht ermüdend. Dem Erzählfluss hätte es gut getan, wenn der Roman einiges kürzer und kompakter geworden wäre. Wer sich aber vom Umfang und von den vielen ausführlichen Erläuterungen zu Krieg und Politik nicht abschrecken lässt, wird von „Sturz der Titanen“ lange und gut unterhalten. Und wem das epische Werk gefallen hat, darf sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine Fortsetzung freuen, schließlich sind die Entwicklungen zum zweiten Weltkrieg schon so weit vorgezeichnet, dass ein weiteres Buch fast zwingend wird. Und zur angekündigten „Jahrhundert-Saga“ fehlt ja noch ein ganzes Stück, also wird es bei gleich ausführlichem Erzähltempo mindestens eine Trilogie. Ob ich mich allerdings nochmals zu tausend Seiten Kriegsdetails aufraffen kann, weiß ich noch nicht...

1 Kommentar:

  1. Hey,
    ich bin dank dem Blog-Zug auf deinen Blog aufmerksam geworden. Da dachte ich mir, ich schau mal, was du so liest :-).
    "Sturz der Titanen" war eines der Bücher, die zu meinem Solo-Blog beigetragen haben. Ich fand das Buch einfach nur genial mit seinen verschiedenen Charakteren, die über Kontinente verstreut sind und sich trotzdem miteinander verknüpfen lassen.
    Allerdings fand ich den zweiten Band bei weitem nicht so gut. Hier wurde mir zu sehr über "Bettgeschichten" berichtet. Auc hatte ich gehofft, dass mehr auf die charaktere des ersten Romanes eingegangen wird, was aber irgendwie klwar war, weil es im Grunde eine Art "Generationen"- Reihe wird.
    viele Grüße deine Emma

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